"Panta Rhei" - alles fließt - könnte das offizielle Motto der kreisrunden Fahrbahnen mit Mittelinsel sein. Rundum glücklich, machen sie vor allem Verkehrsexperten: Bei vier Zufahrten bieten sie nur acht Konfliktpunkte. Eine Kreuzung an der selben Stelle hätte bis zu 32. Und auch für den Verkehrsfluss sind Kreisverkehre top. Sie brauchen zwar mehr Platz, können aber viel mehr Autos durchschleusen als eine schnöde Ampelanlage und sind dazu auch noch günstiger im Unterhalt und besser für die Umwelt.
Kein Wunder also, dass die runden Dinger zu Scharen aus den Fahrbahnen sprießen. In Frankreich stehen mit rekordverdächtigen 20.000 die Hälfte aller Kreisverkehre weltweit. Doch auch Großbritannien, Deutschland, die Niederlande und Belgien bauen gerne rund - und nutzen den runden Platzhalter in der Mitte als Aushängeschild für die Umgebung, erklärt Harold Grandjean. Er ist Direktor beim öffentlichen Dienst der Wallonie und unter anderem zuständig für die Gestaltung von Kreisverkehren.
Die meisten Kreisverkehre in der DG liegen auf Regionalstraßen, müssten also eigentlich von der Wallonischen Region, gestaltet werden. So ist zum Beispiel auch der Schneepflug auf den Kreisverkehr in Büllingen gekommen. Er erinnert an den nahegelegenen Räumdienst der Wallonischen Straßenverwaltung.
In der Realität werden die meisten Kreisverkehre aber von den Gemeinden selbst bestückt. Seit einigen Jahren lässt die Wallonische Region ihnen die Wahl, freut sich der erste Schöffe von Bütgenbach, Charles Servaty. "Meistens nutzen die Gemeinde diese Möglichkeit auch - wissend, dass es zwar mit Kosten für sie verbunden ist, aber das gibt den Gemeinden die Chance etwas Lokal-Kolorit in die Sache reinzubringen. Die Verwaltung der Wallonischen Region wünscht meistens, dass man Gestaltungen vornimmt, die die Sicht leicht beeinträchtigen - dies aus Sicherheitsgründen, um die Geschwindigkeit etwas zu drosseln. Ab da steht den Gemeinden die Gestaltung quasi frei."
Und weil wirklich wenige Regeln bestimmen, was auf so einem Kreisverkehr stehen darf, werden die kleinen Rondelle mitten auf der Straße zu wahren Oasen für kleine und große Kunst, oder zu touristischen Aushängeschildern. "Beim Kreisverkehr in Weywertz haben wir zum Beispiel den lokalen Bezug dadadurch gelegt, dass wir einen Bahnsteig nachgebildet haben, der natürlich an den ehemaligen Bahnhofsknotenpunkt Weywertz zu Zeiten der Vennbahn erinnern soll. So sorgen die Gemeinden dafür, dass der Besucher, aber auch der Ortsansässige, einen sofortigen Bezug und vielleicht auch ein bisschen identitätsstiftenden Charakter erlebt", so Servaty.
Doch nicht nur der Tourismus, auch die Kunst profitiert vom Kreisverkehr. Seit den 90er Jahren sind sie vielerorts als Ausstellungsfläche beliebt und bringen regionalen Künstlern neue Aufträge. Kreiselkunst heißt das dann. Zur Freude, und auch manchmal zum Leid mancher Bürger.
Der vielleicht skurrilste und mit Sicherheit bekannteste Kreisverkehr der DG ist aber mit Abstand der sogenannte "Panzerkreisverkehr", der auf das Militärlager Elsenborn hinweist. Er ist mittlerweile selbst zum Touristenmagnet geworden und als Requisite auf vielen Erinnerungsfotos zu sehen. Leider tut der ruhmreiche Name dem armen Gefährt auf der Verkehrsinsel unrecht, da steht nämlich gar kein Panzer, sondern eine Haubitze.
ake/mg - Bilder: Anne Kelleter/BRF