Als Selfik Osmanovic mit seinem klingenden Eiswagen in Krinkelt ankommt, hat sich die Nachbarschaft schon draußen versammelt. Ein Eiswagen, der durchs Dorf fährt - das hatte es schon seit 30 Jahren nicht mehr in Krinkelt und Rocherath gegeben. Vor allem für die Kinder ist es ein Ereignis. Der 11-jährige Louis ist fast immer dabei: "Das ist praktisch, weil wir ja hier keine Eisdiele haben."
Der Eismann heißt Sefik Osmanovic und wohnt in Nidrum. Eigentlich ist er Hausmeister und Fahrer im Begleitzentrum Griesdeck in Elsenborn. Doch nach Feierabend fährt er mit dem Eis seines Bruders rund, der seit Mai das Eiscafé San Marco in Sankt Vith betreibt. Dass der Eiswagen so ein Erfolg werden würde, hätte Sefik nicht gedacht: "Wo ich hinfahre, da sind die Leute begeistert, die Kinder besonders."
Werktags dreht Sefik seine Runde: von Krinkelt und Rocherath über Wirtzfeld und Elsenborn nach Weywertz. Am Wochenende und an seinen freien Tagen weitet er seine Runde aus.
Sefik bringt nicht nur Eis, sondern auch gute Laune. Mit seiner offenen und sympathischen Art kommt er gut an. "Ich bin so, ich bin wirklich so. Ich habe fünf Kinder und ich weiß, wie man mit Kindern umgeht [...] Wenn ich Probleme habe, dann lasse ich die zu Hause, das gehört nicht in den Wagen."
"Original italienisch" steht auf dem Eiswagen – das gilt für die rund ein Dutzend Eissorten. Doch der Eismann stammt aus Bosnien. Bevor Sefik Osmanovic vor viereinhalb Jahren nach Belgien kam, war er 15 Jahre in Deutschland. Jetzt fühlt er sich sehr wohl in Nidrum: "Ein sehr schöner Ort, wir fühlen uns sehr wohl da. Danke Nidrum!" Mit dem Eiswagen kommt Sefik aber auch in die anderen Eifeldörfer, lernt Umgebung und Menschen kennen und lieben.
Sein Erkennungszeichen ist aber die Musik – und die sorgt für Gesprächsstoff in den Dörfern: "Viele verlangen schon, dass ich die Musik wechseln soll, die haben die schon satt, dann nehme ich eine neue Melodie. Aber zu einem Eiswagen gehört auch Musik, ohne Musik, das geht nicht."
Ab dieser Woche hat Sefik Osmanovic Urlaub. Doch wegfahren will er nicht: "Dieses Jahr fahren wir nicht in die Heimat, weil der Eiswagen da ist. Aber das geht, wir haben kein Heimweh. Wie gesagt, wir fühlen uns sehr wohl, das ist wirklich so: nette Nachbarn, gute Leute, hilfsbereit, und das ist die Hauptsache."
Bilder: Michaela Brück/BRF