Kirchen sind keine Last, sondern eine Chance - das sagt Jörg Beste. Er befasst sich seit Jahren mit dem Thema Kirchenumnutzung. Am Samstag hat er darüber im Rahmen eines Gesprächsforums in Eupen referiert. Unter dem Motto "Bleibt die Kirche im Dorf?" hatte das Ministerium Vertreter der Kirchen, der Gemeinden und des Denkmalschutzes dazu eingeladen.
Jörd Beste weiß, dass die Umnutzung einer Kirche nicht ohne Folgen für die soziale Entwicklung eines Dorfes oder einer Stadt bleibt. "Das hat sehr deutliche Auswirkungen für das Sozialleben, für das soziale Miteinander und die soziale und kulturelle Arbeit, die ja in den Kirchengebäuden stattfindet. Wenn die als Nutzungsmöglichkeit wegfallen, werden auch viele Dinge absterben, die als soziales Geflecht um die Kirchen herum existieren."
Zu den Herausforderungen bei der Kirchenumnutzung sagt der Fachmann: "Es sind baulich empfindliche Gebäude, die oftmals unter Denkmalschutz stehen. Sie sind aber auch sozialempfindlich: Nicht alles passt zu der Vornutzung einer Kirche und man kann nicht jede Nutzung einbauen", erklärt Beste im BRF-Interview.
"Es ist auch so, dass Menschen sich mit den Gebäuden identifizieren, dass es für sie wichtige Gebäude sind, die für ihren Ort stehen und auch für Schritte in ihrem Lebensweg: wo sie getauft wurden, verheiratet wurden oder Angehörige betrauert worden sind. Das ist eine starke emotionale Bindung mit Gebäuden, die, wenn sie dann in die Diskussion kommen, bei den Bürgern vieles auslösen. Insofern muss man da sehr vorsichtig vorgehen und versuchen, gute Lösungen zu finden, die möglichst viele Leute als adäquat empfinden", so Beste weiter.
In Ostbelgien haben bislang nur wenige Kirchengebäude eine Umnutzung erfahren - wie zum Beispiel das Kloster Heidberg in Eupen. Doch könnten es aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen in Zukunft noch mehr werden.
"Eupen, wo die großen Kirchen in den letzten Jahren doch alle recht umfassend renoviert worden sind, zeigt beispielsweise sehr gut, dass jetzt vielleicht nicht unmittelbar ein Bedarf besteht. Nichtsdestotrotz ist es ein Thema, das auch bei uns zugegen ist und das - vielleicht mit etwas Verspätung - auch seinen Effekt zeigen wird. Deswegen war es für uns ein Anlass, dafür rechtzeitig den Puls zu fühlen", erklärt Sabine Herzet, Fachbereichsleiterin für Kultur im Ministerium.
mb/mg - Bild: Julien Claessen/BRF