Das Image der Freimaurer ist nicht sehr gut. Viele Geheimnisse ranken um die Bruderschaft. Nicht selten gelten sie als elitärer Zirkel für Männer, der im Hintergrund das politische Weltgeschehen lenkt. Oder als verschwiegener Orden, der zur Ausführung von bestialischen Ritualen zusammentrifft - vielleicht sogar zur Beschwörung des Teufels. Negative Beispiele, die dieses zum Teil bestätigen, gibt es aus der Vergangenheit genügend.
Für die Freimaurerlogen aus Aachen sieht das jedoch ganz anders aus. Geheim sind die Freimaurer in ihren Augen schon lange nicht mehr. So besitzt mittlerweile fast jede Loge eine eigene Internetseite, die zum Teil über die Geschichte, über Ziele und über die Möglichkeiten als Bewerber aufklären soll.
Ein Club für Eliten sei man trotz einiger großer Namen sicherlich nicht, so Rainer Seiffert von der Aachener Freimaurerloge 'Carolus Magnus': "Jeder, der an sich arbeiten will, der daran interessiert ist, die Freimaurerei kennenzulernen, kann das auch."
In der Regel wohnen die sogenannten "Suchenden" den öffentlichen Terminen der Loge mehrmals bei und lernen so die Freimaurerei und die Rituale näher kennen. Warum die Rituale für die Augen der meisten Menschen versperrt bleiben, liegt für Karl-Josef Dreyer, sogenannter Meister vom Stuhl der ältesten Aachener Freimaurerloge 'Zur Beständigkeit und Eintracht' nicht an den Inhalten der Rituale, sondern viel mehr an den äußeren Bedingungen in den frühen Jahren der Freimaurerei: "Das Problem lag wahrscheinlich darin, dass die Freimaurerei immer etwas Geheimnisvolles sein sollte, ein geheimer Männerbund, der bestimmte Mysterien darstellen sollte, die aber in der Tat überhaupt nicht vorhanden waren."
Die Loge 'Zur Beständigkeit und Eintracht' ist im Jahre 1774 gegündet worden. Insgesamt gibt es in Aachen mittlerweile vier Freimaurerlogen, darunter seit einigen Jahren auch eine Frauenloge: Diotima. "Wir sind seit 2010 in Amt und Würden und freuen uns über jeden Besuch von freien Frauen ab 21", sagt Dagmar Emmerich von der Aachener Frauenloge. "Die Freimaurerei war vorwiegend eine Männerdomäne, seit '49 gibt es auch Frauenlogen. Hier in Deutschland gibt es 29 und ein paar Arbeitskreise [...] Wir arbeiten genauso wie die Männer in den drei Männerlogen hier in Aachen und haben uns natürlich auch der humanitären Freimaurerei angeschlossen."
Die humanitäre Freimaurerei ist inzwischen 300 Jahre alt. Begonnen hat alles mit tüchtigen Architekten und Steinmetzen aus dem Mittelalter. In der Zeit, als diese in der ganzen Welt geschätzt wurden - als die Errichter der riesigen Dombauten. Sie schlossen sich in Gilden zusammen, um künftig dem geistigen Fortschritt der Menschheit zu dienen. Im Mittelpunkt ihres Handelns standen und stehen noch heute fünf Werte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
Im Jahre 1717 soll es zur Gründung der ersten Freimaurerloge gekommen sein. Mittlerweile gibt es mehrere Millionen Freimaurer, verteilt auf Tausende Logen auf der ganzen Welt. In diesem Jahr feiern die Freimaurer, vor allem in England, ihr 300-jähriges Bestehen. Auch in Aachen wird am 30. Juni in der City-Kirche gefeiert.
Trotz aller Mühen sich gegenüber der Gesellschaft zu öffnen, haftet der Freimaurer-Bruderschaft eine Verschwiegenheit an, die Verschwörungstheorien und Zweifel nährt. Egal, wie sehr die Freimaurer die Inhalte ihrer Rituale relativieren, egal wie unpolitisch und unreligiös sie sich geben, so lange der ungetrübte Einblick in das Innere verwehrt wird, bleiben die Freimaurer für die meisten ein unberechenbarer Geheimbund.
re/est - Archivbild: BRF TV
Wir erleben seltsame Zeiten, in denen die Wirklichkeit als Verschwörung abgetan und belälecht wird. Platons Hölle!
@D. François
Hier stellt sich nur die Frage, wer in Platons Höhle sitzt...