Ende März war Gaby Goffart-Küches aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Schöffenamt zurückgetreten. Bis vor kurzem sah es noch so aus, dass die Mehrheit den Posten bis zu den Wahlen im Herbst 2018 nicht neu besetzt. In der Zwischenzeit hat die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Aufsichtsbehörde aber darauf hingewiesen, dass sehr wohl beide Geschlechter im Gemeindekollegium vertreten sein müssen. "Daraufhin haben wir dann intern beraten, wie wir das am besten angehen können und so kam es dann zur der Lösung", erklärt Bürgermeister Emil Dannemark.
Marie-Pierre Schommer, die sich als Ratsmitglied sehr in der Gemeindepolitik engagiert hatte, konnte das Schöffenamt nicht antreten, aus zeitlichen Gründen und wegen der gesetzlichen Unvereinbarkeit mit ihrem Elternurlaub. Sie verzichtete nun auf ihren Sitz im Gemeinderat und machte so den Weg frei für Petra Veithen.
Als Ersatzkandidatin war sie beim Anruf des Bürgermeisters dann doch überrascht und musste sich die Sache erst einmal gründlich überlegen. "Ich habe mich auf die Liste setzen lassen und auch Stimmen bekommen - zwar nicht viele, aber trotzdem. Ich habe also damals A gesagt, dann muss ich jetzt eben meine Verantwortung übernehmen und auch B sagen und es eben so gut wie es geht machen für die nächsten anderthalb Jahre", so Petra Veithen.
Diese kurze Zeitspanne macht die Sache nicht unbedingt leichter - vor allem muss ja auch der Arbeitgeber einverstanden sein. "Ich habe ihm gesagt, dass man mir das vorgeschlagen hat und ihn auch nach seiner Meinung gefragt. Er war dann sehr offen und flexibel, aber die Arbeit geht noch immer vor und dann werde ich eben in meinem Urlaub meine Arbeit als Schöffin machen", erklärt Veithen.
"Männer nicht Manns genug, um für eine Frau Platz zu machen"
Die Oppositionsfraktion "Gemeinsam für alle" bot der neuen Schöffin denn auch im Nachhinein ihre Zusammenarbeit an und will sie ihr erst einmal die Zeit lassen, sich einzuarbeiten. Gerade den beiden Fraktionsvertreterinnen Inge Schommer und Erika Margraff stößt aber auf, dass ausgerechnet die einzige verbliebene Frau auf der Mehrheitsliste ihren Platz habe räumen müssen, damit die neue Schöffin bezeichnet werden konnte. "Frau Goffart ist eigentlich durch einen Mann ersetzt worden und das ist das, was uns als Frauen eigentlich so gar nicht in den Kram passt", erklärt Erika Margraff.
Bei der vorigen Gemeinderatssitzung war Gerd Schmitz für Gaby Goffart-Küches nachgerückt - zu einem Zeitpunkt, als das Kollegium nach eigenen Worten davon ausgegangen war, den Platz der Schöffin vakant lassen zu dürfen. Mit Blick auf die hohe Zahl an Männern im Gemeinderat kann sich Inge Schommer einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Die Männer waren leider nicht Manns genug, um für eine Frau Platz zu machen. Das finde ich schade", sagt Inge Schommer.
Auch Edgar Fink bedauerte, dass eine Frau für eine andere Frau habe Platz machen müssen, und tat das besonders hartnäckig, was Emil Dannemark und Erwin Franzen verärgerte: Dass mit Fink eines der dienstältesten Ratsmitglieder bei der Einführung der neuen Schöffin so auftrete, nannten sie "blamabel".
Dass auf Marie-Pierre Schommer Druck ausgeübt worden sei, wie die Opposition vermutet, streitet Emil Dannemark ab. "Marie-Pierre hat ausdrücklich gesagt: Wenn es sein muss, dann trete ich zurück, damit wir eine Lösung finden können. Sie hat sich also bereit erklärt. Das war ihr Entschluss und den haben nicht nur wir, sondern auch die Opposition zu respektieren", findet Dannemark.
"Frauen sollten für ihre Rechte einstehen"
Aus Sicht der Frau hält Inge Schommer ein Plädoyer für ein Engagement in der Gemeindepolitik - auch gegen immer noch herrschende gesellschaftliche Widerstände. "Ich finde, die Gemeindearbeit ist so interessant und spannend - besonders hier in unserer Gemeinde. Da wird es nie langweilig. Ich finde, Frauen sollten für ihre Rechte einstehen und damit in der Gemeinde anfangen."
Auch Erika Margraff sähe es lieber, wenn mehr Frauen im Gemeinderat säßen, schon damit neben Finanzen, Wasser oder Wegeunterhalt auch andere Themen angesprochen werden - "sei es Familie, Soziales, Alleinerziehende oder Senioren. All diese Themen werden kaum in der Gemeinde angesprochen und ich denke, je mehr Frauen wir wären, umso mehr hätten wir die Möglichkeit, den Platz für diese Themen hier einzubauen."
Und vielleicht sorge das auch für einen anderen Politikstil. Die neue Schöffin Petra Veithen zeigte sich von dem rauhen Ton, der auch bei ihrer ersten Sitzung im Gemeinderat von Bütgenbach herrschte, aber wenig beeindruckt. "Ich wusste das ja und probiere, das nicht zu persönlich zu nehmen und hoffe - so wie die Opposition es auch ausgedrückt hat - mit ihnen zusammen arbeiten zu können. Wie gesagt: Das stört mich nicht weiter, ich habe ein dickes Fell."
sp/mg - Bild: Stephan Pesch/BRF