Deutschland und Frankreich sollten nach Meinung von Garton Ash in Europa gemeinsam vorangehen. Wie schon oft in der Geschichte ergebe sich mit der Wahl des proeuropäischen französischen Präsidenten Macron eine neue Gelegenheit dazu, sagte Garton Ash in seiner Dankesrede, nachdem er im Rathaus der Stadt Aachen den Karlspreis erhalten hatte.
Timothy Garton Ash hat sich immer dafür eingesetzt, dass Großbritannien in der der EU bleibt. Dass seine Landsleute vor einem Jahr für den Brexit stimmten, bezeichnete er als größte Niederlage seines politischen Lebens. Ash selbst sagte am Donnerstag, er habe in Großbritannien noch nie soviel leidenschaftliches Pro Europäertum erlebt wie heute. Insbesondere bei jungen Menschen. Er versicherte, die britischen Europäer haben nicht aufgegeben.
Mit wachsender Bewunderung habe er nach der Wiedervereinigung beobachtet, wie Deutschland friedfertig und im Bund mit Europa ein führendes Land in Europa geworden sei. Er finde es unglaublich bewegend, so der neue Karlspreis-Träger, dass sich heute Flüchtlinge aus aller Welt nach Deutschland sehnten als wäre es das gelobte Land wäre.
In seiner Laudatio hatte der deutsche Bundespräsident Steinmeier Garton Ash als "Europas Chronisten und Gefährten" bezeichnet. Garton Ash habe wie kein anderer Europas Wachsen und Werden in den letzten vier Jahrzehnten erlebt, erforscht und beschrieben. Steinmeier sagte, der Brexit sei ein Alarmsignal dafür, dass unsere Gesellschaft auseinander drifte, nicht nur in Großbritannien. Sollte Großbritannien eines Tages nicht mehr zur EU gehören, bleibe es immer Teil der europäischen Idee.
Besonders Timothy Garton Ash stehe für das britische Erbe von Liberalität und Demokratie und das sei für Europas Selbstverständnis unverzichtbar. Er sei Europas Chronist und Gefährte, und habe wie kein anderer Europas Wachsen und Werden in den letzten vier Jahrzehnten erlebt, erforscht und beschrieben.
Der internationale Karlspreis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen.
dpa/mh - Bild: Henning Kaiser/DPA