Benjamin Fleig: 44 Jahre alt, gebürtiger Schleswig-Holsteiner, gelernter Kameramann und Dokumentarfilmer. 2001 hatte er beruflich in Lontzen zu tun. Ein Besuch mit Folgen: 2003 zieht er endgültig nach Eupen. "Vorher war das hier alles ein weißes Blatt für mich. Ich kannte die deutschsprachige Minderheit hier in Ostbelgien nicht - und Belgien überhaupt war mir soweit nicht bekannt. Es dauerte aber gar nicht lange, da habe ich mich hier verliebt und ein sehr schönes Zuhause gefunden - geographisch und emotional", erinnert sich Fleig.
Seit knapp zwei Jahren führt Benjamin Fleig im Eupener Ortsteil Nispert seine Galerie "Vorn und Oben". Ein gewagter, aber auch durchdachter Schritt. "Als Austellungsmacher und freier Kurator habe ich in den letzten Jahren sehr viel international gemacht - auch in großen Städten. Ich habe mich lange mit der Frage auseinandergesetzt, wenn ich eine eigene Galerie mache, wo ich das dann am besten mache. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass, wenn die Inhalte stimmen, man auch Sachen auf dem Mond machen kann und die Leute kommen. Und ich merke richtig, dass die Euregio-Maas-Rhein wirklich ein Zentrum ist. Die Eupener sind offen für Kultur, und ich habe kein Problem damit, auf der Kuhwiese eine Galerie zu führen. Das klappt sehr gut."
Seine wichtigsten Kunden sind private Sammler von zeitgenössischer Kunst. Die Galerie ist aber nicht sein einziger Broterwerb. Benjamin Fleig arbeitet auch als Kulturmanager und Medienpädagoge. Deshalb ist die Galerie auch nicht tagaus tagein geöffnet. "Natürlich kann ich hier nicht auf Laufkundschaft hoffen oder auf Leute, die hier per Zufall vorbeikommen. Deswegen habe ich auch eigentlich gar keine Öffnungszeiten. Bei mir läuft das eigentlich ausschließlich über Rendezvous oder ich habe zu Veranstaltungen geöffnet - und jeden ersten Sonntag im Monat und dann gleich zwölf Stunden."
Es läuft bislang besser als er dachte. Seinen Schritt bereut er noch keine Sekunde. Und vielleicht wird es ja sogar noch besser. "Ich habe auch schon vorher viel für Galerien gearbeitet. Das war eigentlich eine logische Schlussfolgerung, irgendwann mal eine eigene zu machen. Dass jetzt das große Galerie-Sterben losgeht, macht mir überhaupt keine Sorgen, weil ich schon immer irgendwie antizipativ funktioniert habe: Um mich herum sterben die Galerien, und ich mache eine auf", sagt Fleig.
"Ich bin jetzt knapp zwei Jahre hier am Start und bin selber erstaunt, wie gut es läuft. Ich hatte mich eigentlich auf drei, vier Jahre Investitionen eingestellt und bin ganz froh, dass das so gut angelaufen ist. Natürlich gibt es immer Luft nach oben, und ich hoffe, dass ich irgendwann gänzlich von diesem galeristischen Betrieb leben kann."
Galerie "Vorn und Oben" - Webseite
mz/mg - Bild: Manuel Zimmermann/BRF