Das Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei in der Eupener Borngasse ist das erste in der DG, das künftig das Label "Seniorenresidenz" tragen könnte. Eine Seniorenresidenz kann von einem privaten oder einem öffentlichen Träger gebaut werden. Voraussetzung ist ein barrierefreier Wohnraum und dass die Bewohner bestimmte Zusatzleistungen, wie einen Einkaufs- oder Reparaturservice, in Anspruch nehmen können.
Bewohner haben ihre eigenen vier Wände und können doch für einige Bereiche des Alltags Unterstützung bekommen. Das ist ein Zukunftsmodell, das auch von der DG gewünscht und gefördert wird, erklärt der zuständige Minister Antonios Antoniadis. "Wir haben bei den 60- bis 79-Jährigen rund 96 Prozent, die zuhause leben. Bei den 80- bis 99-Jährigen sind es immer noch ungefähr 85 Prozent. Das zeigt, dass die Senioren selbst im relativ hohen Alter gerne zuhause in den eigenen vier Wänden leben. Das ist für uns ein Indiz, diese Wohnformen dementsprechend auch zu fördern, dafür zu sensibilisieren, zu informieren und Werbung zu machen."
"Keine Hautevolee-Residenz"
Unterstützt wird die Stadt Eupen bei dem Bau auch von der Wallonischen Region. "Sie finanziert sechs Wohnungen, die dann auch behindertengerecht sind, und die Deutschsprachige Gemeinschaft cofinanziert den sogenannten Gemeinschaftsraum. Unser Ziel ist, dass sie neben den eigenen Wohnungen, die auch eine eigene kleine Küche und ein eigenes Bad haben, einen großen Gemeinschaftsraum haben, wo gemeinsam gegessen werden soll, gemeinsame Aktivitäten stattfinden und wo es soziale Begleitung gibt. Die Bewohner sollen so im Alter nicht alleine, sondern gemeinschaftlich leben können", erklärt die zuständige Schöffin, Claudia Niessen.
Die Stadt trägt mit rund einer Million den Löwenanteil der Baukosten von insgesamt knapp 1,7 Millionen Euro. Eine Residenz, die sich nur Reiche leisten können, so wie man es unter diesem Namen aus dem privaten Sektor gewohnt ist, soll es trotzdem nicht werden. Im Gegenteil, die Residenz ist eine Kooperation mit dem öffentlichen Sozialhilfezentrum und soll ausdrücklich mehr bezahlbaren Wohnraum im Zentrum der Stadt schaffen.
"Es ist keine Hautevolee-Residenz - das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, Menschen, die im Moment vereinsamt sind, einen Wohnraum anzubieten. Das ist auch das klare Ziel in der Philosophie vom ÖSHZ gewesen. Wir werden die Preise wahrscheinlich auch nach Einkommen staffeln, d.h. es ist einkommensabhängig und wir werden keine Leute da rein setzen, die sich locker im privaten Immobilienmarkt etwas leisten können", so Niessen.
Betreuung durch Altenheim St. Joseph
Wie hoch genau die Miete der Wohnungen später sein wird, kann die Stadt jetzt noch nicht genau abschätzen. Sicher ist, aber, dass die Bewohner auch Kosten für Lebensmittel, Gemeinschaftsprojekte, wie zum Beispiel ein WG-Auto, und die von ihnen selbst bestimmbaren Zusatzleistungen übernehmen müssen.
Voraussetzung für einen Platz in der WG sei auch, dass die Menschen, die später in der Residenz wohnen, auch am gemeinschaftlichen Leben dort teilnehmen, erklärt Claudia Niessen. Die Betreuung der Residenz übernimmt dann das Altenheim St. Joseph, das durch seine betreuten Wohnungen bereits Erfahrungen in dem Bereich hat.
Diese Woche hat der Eupener Stadtrat das Projekt Seniorenresidenz verabschiedet. Sollte es so von der DG und der Wallonischen Region akzeptiert werden, könnten nächstes Frühjahr die ersten Bagger rollen.
ake/mg - Illustrationsbild: Maxime Anciaux/BELGA