Wenn von der Wirtschaft der Zukunft die Rede ist, dann fällt recht schnell das Wort "Digitalisierung". Viele verstehen darunter vor allem, dass Computer uns immer mehr Arbeit abnehmen. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt. Fachleute gehen jedenfalls noch einen Schritt weiter. Sie sagen, dass das Automatisieren von bestehender Arbeit nur ein Teil der Digitalisierung ist, und uns noch viel größere Umwälzungen der Wirtschaft bevor stehen.
Der IT-Experte Dr. Oliver Grün erklärte den Mittelständlern am Dienstag in Eupen, dass "Transformation" die eigentliche Herausforderung der Digitalisierung ist. "Die Transformation ist sozusagen der nächste Schritt bei der Digitalisierung. Es geht darum, neue Geschäftsmodelle zu erfinden und nicht nur - zum Beispiel in der Automobilbranche -, dass alle Autos von Robotern gebaut werden. Es gilt Mobilität zu überdenken: Vielleicht bauen wir am Ende gar keine Autos mehr, sondern haben ganz andere Prozesse und Geschäftsmodelle."
Grün befürchtet, dass die Industrie hier etwas verschlafen könnte. "Plattformen, die wir aus den USA kennen, wie Uber oder Airbnb, haben sich quasi zwischen den Kunden und das Produkt geschoben. Die Gefahr ist, dass das eben auch in der Industrie passiert, wenn wir nicht selber die Plattform der Zukunft erfinden", erklärt Grün im BRF-Interview. "Wir sind heute Export-Weltmeister in Produkten, aber nicht in Daten. Wir müssen einfach lernen, auch mit Daten Geschäfte zu machen und die nicht immer nur zu verteufeln oder eine diffuse Angst vor Daten zu haben."
Dr. Oliver Grün war zusammen mit den IT-Experten der FH Aachen Prof. Marko Schuba und Prof. Thomas Ritz auf Einladung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostbelgiens (WFG) zu Gast in Eupen. Gemeinsam mit hiesigen mittelständischen Unternehmen tauschten sie über die Herausforderungen der zunehmend digitalen Wirtschaft aus. Dabei stellte Dr. Grün auch die von ihm gegründete Initiative "digitalHUB" in Aachen vor, die IT-Start-up Unternehmen mit etablierten Mittelständlern zusammenbringen soll. Auch die Wallonische Region hat Förderprogramme zur Digitalisierung der Wirtschaft aufgelegt und diese in Eupen vorgestellt.
okr/mg - Bilder: Pau Barrena (AFP)/Thorsten Vierbuchen (FH Aachen)