Es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut - einschließlich Simultan-Dolmetscherin. Der regionale Landwirtschaftsminister René Collin ließ auf seiner Informationstournee Ostbelgien nicht links liegen - nachdem er seit Anfang April schon die fünf wallonischen Provinzen besucht hatte. Zu wichtig sei die geplante Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020.
So sprach der Minister in Meyerode vor etwa drei Dutzend Landwirten und Vertretern von Bauernverbände - rechnete vor, dass die angeblich so teure GAP umgerechnet auf den einzelnen Bürger vergleichsweise "nur" 120 Euro pro Jahr koste. Ein Budgetrahmen, der mindestens gehalten werden müsse - trotz Brexit. Doch verzichtet Collin politisch gerne auf Nettobeitragszahler Großbritannien wegen der unnachgiebigen Haltung der britischen Seite.
Collin ist ausdrücklich für die Möglichkeit der Marktregulierung. Eine Rückkehr zum System der Milchquoten werde es nicht geben, doch müsse die öffentliche Hand reagieren, wenn Angebot und Nachfrage zu weit auseinander driften und die Preise abschmieren - wie beim freiwilligen Lieferverzicht im vergangenen Jahr.
In Fragen der Marktregulierung ist sich Collin mit der flämischen Seite nicht immer einig. Dafür bei anderen Prioritäten wie der Unterstützung junger Landwirte mit Blick auf den nötigen Generationswechsel und die Betriebsnachfolge. Und schließlich müsse der Verwaltungsaufwand verringert werden.
In Meyerode wurde der Minister von Verbandsseite auch an die besondere geographische und klimatische Situation des Gebietes erinnert. Dass diesem Umstand Rechnung zu tragen sei, brauche man ihm, der aus dem Norden der Provinz Luxemburg kommt, nicht zu sagen.
Neben der großen Weichenstellung auf europäischer Ebene bleiben auch Hausaufgaben zu erledigen wie eine bessere Wertschöpfung durch Diversifikation und nicht zuletzt das Abarbeiten des Aktenrückstands, der gerade für junge Landwirte existenzbedrohende Ausmaße annehmen kann. Der Minister verwies auf die laufenden Anstrengungen in diesem Bereich.
Begegnungen wie die in Meyerode seien für ihn als Politiker jedenfalls sehr hilfreich in die ein oder andere Richtung.
Text und Bild: Stephan Pesch