Viel Geduld, Geschicklichkeit und Präzision brauchen die Restauratoren, um den Hauptaltar Quadratzentimeter für Quadratzentimeter zu reinigen. Vor zwei Monaten haben sie ihre Arbeit in der Lontzener Pfarrkirche begonnen. Nach einer ersten Bestandsaufnahme wurden die drei Altäre entstaubt und mit Wasser gereinigt, bevor es an die eigentliche Restaurierungsarbeit ging.
Die war dringend erforderlich, stellt Délphine Gourdon fest, die leitende Restauratorin. "Es war sehr schmutzig. Der Altar ist seit mehr als 40 Jahren nicht gereinigt worden. Wachsreste, Staub und anderer Schmutz haben sich angesammelt. Beim Reinigen sind wir auf einen Lack gestoßen, der stark oxidiert und gelb war. Den haben wir dann mit Lösungsmitteln und kleinen Wattestäbchen entfernt - sowohl auf dem falschen Marmor als auch auf den Vergoldungen."
Nach der gründlichen Reinigung werden kleine Schäden am Altar ausgebessert und wieder übermalt. Umfangreiche Fachkenntnis und viel Berufserfahrung brauchen die Restauratoren, um zu wissen, wie sie die denkmalgeschützten Objekte richtig behandeln. Denn jedes erfordert eine andere Herangehensweise. "Jeder Altarbereich hatte einen anderen Lack. Sobald wir einen neuen Teil angefangen haben, mussten wir neue Lösungsmittel austesten, um dieselben Ergebnisse zu erzielen. Oben war es ziemlich einfach, weiter unten stellten wir fest, dass man im Laufe der Zeit immer neue Lackschichten aufgetragen hatte, die wir entfernen mussten", erklärt Délphine Gourdon.
Mit den Altären ist die letzte Phase der Renovierungsarbeiten in der Lontzener Pfarrkirche in Angriff genommen worden. In den letzten 15 Jahren wurde die Kirche aus blauem Kalkstein umfassend renoviert. Außenmauern wurden gestrichen, Dach und Turm erneuert. Auch Beleuchtung und Heizung wurden ersetzt. Zuletzt wurden vor vier Jahren die Wandmalereien restauriert.
Die Arbeiten an den Altären werden auf 104.000 Euro veranschlagt - den größten Teil übernehmen die Deutschsprachige Gemeinschaft und die Gemeinde Lontzen. Den Rest trägt die Pfarre mit Unterstützung vieler Spender. Eine Investition, die sich lohnt, findet Schöffe Roger Franssen. "Wenn man in Jugendheime, Sportstätten, Kulturhäuser investiert, kann man auch in Kirchen investieren. Wenn man die Anzahl Besucher sieht, glaube ich, dass hier mehr Leute hinkommen als zu manchen anderen Veranstaltungen. Es bleibt wirklich ein bedeutendes Element und es lohnt sich, sich für dieses Objekt einzusetzen."
Das finden auch die Restauratoren. Sie schätzen die Arbeit in der denkmalgeschützten Lontzener Pfarrkirche mit den Altären aus dem 18. Jahrhundert. "Wir waren sehr überrascht, diese Polychromie vorzufinden, die wunderbar zum Rest der Kirche passt - sehr homogen und harmonisch. Die Altäre sind ja vor der Ausmalung der Kirche entstanden. Das ist sehr überraschend", findet Délphine Gourdon.
Während der Hauptaltar noch in Arbeit ist, sind die beiden Seitenaltäre fast fertig gestellt. Kleine Überraschungen bringen den Zeitplan schon mal etwas durcheinander. "Man hat da Sachen entdeckt, die man nicht sehen konnte. An gewissen Stellen ging die Farbe massiv ab - das sieht man an den Kolonnen des Marienaltars. Die Kolonnen auf der linken Seite müssen ganz neu gemacht werden und das war nicht vorgesehen. Das verzögert die Arbeit um ein bis drei Wochen, aber ich denke, dass hier Ende Juni alles fertig ist", so Franssen. Dann können die Sonntagsmessen, Taufen und Hochzeiten auch wieder ohne Baugerüst in der Lontzener Hubertuskirche gefeiert werden.
Text und Bilder: Michaela Brück