Familie und Beruf - wie geht das zusammen? Es ist nicht immer leicht, beides zu vereinbaren. Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, hat das liberale Forum "Frauenstimmen" vor drei Jahren erstmals einen Preis für Unternehmen ausgelobt, die dafür besonders gute Rahmenbedingungen schaffen.
Die Kriterien für eine Auszeichnung sind vielfältig. "Das können unterschiedliche Dinge sein, zum Beispiel die Gewährung eines Zeitkredits, denn das ist nicht in jedem Fall ein unbegrenztes Recht. Das können gleitende Arbeitszeiten sein, das kann die Möglichkeit sein, zwischenzeitlich aus familiären Gründen den Arbeitsplatz zu verlassen, das kann die Tatsache sein, von einer Vollzeitbeschäftigung auf eine Teilzeitbeschäftigung zu wechseln, ohne seinen Arbeitsplatz dadurch zu verlieren", erklärt die PFF-Politikerin Evelyn Jadin.
Conserverie & Moutarderie aus Raeren
Diesmal habe man sich ganz auf den kommerziellen Sektor konzentriert, sagte Evelyn Jadin - und zwei Unternehmen ausgezeichnet: eines für den Süden und eines für den Norden Ostbelgiens. Und es ist wohl kein Zufall, dass beide Unternehmen auf einer Familienstruktur gründen.
So wird die Conserverie & Moutarderie aus Raeren in dritter Generation geführt. Raphael Renson ist eines von fünf Familienmitgliedern, die im Unternehmen tätig sind. Familie steht auch im Umgang mit den Mitarbeitern obenan. "Wir sagen nicht 'nein', wenn ein Mitarbeiter mal gerne einen Tag frei hätte, weil er sich um sein Kind kümmern muss oder weil es der Familie nicht gut geht. Wir sind da relativ flexibel - und ich glaube, das ist halt auch, weil wir selbst als Familie im Unternehmen tätig sind, so dass wir die Problematik im Beruf verstehen und akzeptieren, dass die Familie auch schon mal vorgeht."
Baustoffhandel ASB aus Amel
Ausgezeichnet wurde auch der Baustoffhandel ASB mit Sitz in Amel und Niederlassungen in Büllingen, Recht, Sourbrodt und Wiltz. Eric Rauw vertrat bei der Preisvergabe seinen Chef Horst Cohnen. "Er hat das Unternehmen 1997 von seinem Vater übernommen. Das war damals ein Familienunternehmen mit vier Leuten, heute sind wir eine Gruppe von 100 Leuten. Die Devise ist immer noch ein Familienunternehmen und Horst Cohnen sagt auch immer: 'Ich will, dass jeder gerne arbeiten kommt und man morgens aufsteht und Lust hat, arbeiten zu gehen.' Das geht nur, wenn man die Leute motiviert - und da geht es meistens um die Familie und das versuchen wir durchzusetzen."
Der Preis als familienfreundlichstes Unternehmen hat in den Augen von Eric Rauw eine besondere Bedeutung. "Es ist mal eine andere Auszeichnung, die aber in einem tieferen Sinne viel mehr bedeutet. Wir können Auszeichnungen bekommen wegen guten Finanzbilanzen. Dass wir jetzt aber diese Auszeichnung bekommen haben, ist ein Zeichen, dass wir auch eine gute soziale Bilanz machen können."
sp/mg - Bild: Stephan Pesch/BRF