Steven hat einen Termin im ÖSHZ. Dort erwartet ihn eine Sozialarbeiterin zum Gespräch. Der 22-Jährige bezieht ein Eingliederungseinkommen. Immer mehr Menschen sind auf diese finanzielle Unterstützung angewiesen. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Ostbelgien verdoppelt.
In Raeren sind besonders viele junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren von Armut betroffen. "Fast zwei Drittel der jungen Erwachsenen in Raeren haben keine Ausbildung und zum Teil auch eine abgebrochene Sekundarschul-Ausbildung. Es ist hochkompliziert, sie vernünftig in Brot und Arbeit zu bekommen. Da fehlen uns aktuell die Instrumente und ich hoffe sehr, dass wir auf der Ebene der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der Lage sind, sie zu entwickeln", erklärt ÖSHZ-Präsident Ulrich Deller.
834 Euro Eingliederungseinkommen: Zu wenig, um rund zu kommen
Knapp 834 Euro beträgt das Eingliederungseinkommen für eine alleinstehende Person. Davon muss sie ihren ganzen Lebensunterhalt bestreiten - inklusive Miete und Nebenkosten. "Das ist schon sehr knapp bemessen und führt auch dazu, dass man die Sozialhilfeempfänger dazu zwingt, sich noch anderswo Gelder zu beschaffen. Die Armutsgrenze in Belgien liegt bei 1.083 Euro, d.h. da fehlen schon per se 220 Euro, um halbwegs rund zu kommen", so Deller.
Neben der finanziellen Unterstützung bietet das ÖSHZ Raeren eine Reihe von Hilfen für Bedürftige an - wie zum Beispiel die Schuldnerberatung. Mit Kampagnen wie der Bierdeckelaktion richtet sich das ÖSHZ an die breite Bevölkerung - mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen und einen offenen Umgang mit dem Thema Sozialhilfe zu fördern. Dabei gehe es nicht nur um materielle Hilfe.
"Wir stellen fest, dass ein gelungenes, menschenwürdiges Leben eben nicht nur davon abhängt, dass jemand finanziell unterstützt wird. Dass man sein Leben selbständig führen kann, dass man teilhaben kann, hängt auch noch von vielen anderen Dingen ab. Ich glaube, dass das eine der größten Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Sozialhilfezentren in den nächsten Jahren ist", meint Deller.
Das gilt auch für die Eifel. St. Vith ist mit knapp 9.700 Einwohnern fast so groß wie Raeren. Auch hier ist die Zahl der Empfänger von Eingliederungseinkommen gestiegen. "Im ländlichen Raum ist es gar nicht so einfach, mit wenig Geld auszukommen. Man hat Heizkosten oder Mobilitätskosten", erklärt ÖSHZ-Präsident Paul Bongartz. "Es gibt schon Unterschiede. Der Unterschied bei uns ist aber auch, dass es doch noch Solidarität unter den Menschen gibt und die Familie, Bekannte oder Verwandte mit unterstützen, wenn es um eine Notsituation geht."
Nicht nur materielle Hilfe
Das ÖSHZ St. Vith bietet Menschen mit geringem Einkommen nicht nur materielle Hilfen an, auch Beratungsdienste wie die Energieberatung oder die Schuldnerberatung gehören dazu. Menschen, die ein Eingliederungseinkommen erhalten, sollen so schnell wie möglich wieder in Arbeit kommen. "Hier ist es so, dass innerhalb von einem Dreiviertel Jahr wieder drei Viertel der Menschen ohne Eingliederungseinkommen auskommen. Im Gegenzug sind aber einige auch längere Zeit - manchmal ein paar Jahre - abhängig vom ÖSHZ. Da handelt es sich sehr oft um Menschen mit psychischen Erkrankungen", erklärt Bongartz.
Neben der individuellen Hilfe strebt man in St. Vith auch strukturelle Verbesserungen an. Schwerpunkte setzt das ÖSHZ im Seniorenbereich. Ein Beispiel ist das Dorfhaus in Schönberg. "Wir versuchen als ÖSHZ, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und unterstützen. Wir arbeiten da zum Beispiel mit Ehrenamtlichen zusammen. Wir haben rund 20 Ehrenamtliche im Projekt Tandem Helfende Hände. Wir haben auch einen Fahrdienst und wir unterstützen das Schaffen von Angeboten kollektiver Art", so Bongartz.
Um all die Aufgaben und Herausforderungen zu meistern, benötigen die ÖSHZ mehr Finanzmittel als bisher, vor allem für qualifiziertes Personal - ein Wunsch zum 40. Geburtstag der Öffentlichen Sozialhilfezentren.
mb/mg - Bild: BRF
Das ist ein Armutszeugnis für Belgien. Langzeitarbeitslose die nicht in diesem System sind, sind oft noch schlimmer dran, weil sie fast das selbe Einkommen haben, aber wegen 10€ mehr schon kein Anrecht auf Sozialunterstützung haben, d.h. auch keinen Mietzuschuss oder ähnliches haben, wie ÖSHZ-Abhängige.
Armes Belgien, ...Arme Regierung