Martha Limburg und Sabine Cremer - die beiden Frauen haben eines gemeinsam: Sie lieben ihr Dorf und engagieren sich dafür. Aber was die Neugestaltung des Kirchplatzes betrifft, gehen ihre Standpunkte weit auseinander.
Martha Limburg ist Mitglied der öffentlichen Kommission für Ländliche Entwicklung, kurz ÖKLE. Von dort ging der Vorschlag aus. "Mehrere Menschen hier aus dem Dorf haben mich angesprochen: Können wir nicht was unternehmen? Das sieht so schrecklich aus", erinnert sich Martha Limburg.
Kriegerdenkmal wird versetzt
Zusammen mit der örtlichen Interessengemeinschaft IG und dem Kirchenfabrikrat wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die den Entwurf ausgearbeitet und sich dabei auch auf alte Pläne aus den 80er Jahren gestützt hat. Kernstück ist der Vorplatz mit dem Kriegerdenkmal. "Vor der Kirche sollte viel Grün kommen. Die Figur des Krieger-Denkmals sollte an der rechten Seite bei der Totenkapelle platziert werden, weil wir uns überlegt haben, dass das die besinnliche Ecke ist, die Ecke, wo Trauer Vorrang hat", erklärt Martha Limburg. "Das große Denkmal in der Mitte mit den vielen Namensplatten nahm zu viel Platz weg."
Dass das Kriegerdenkmal versetzt werden soll, hat die Empörung vieler älterer Menschen hervorgerufen. "Der Platz wird größer vor dem Denkmal und die Namen werden auf jeden Fall erhalten - in welcher Form auch immer. Das ist ganz sicher. Wir sind es den früheren Generationen auch schuldig, dass wir sie ehren und im Andenken behalten."
Blutbuchen sollen abgeholzt werden
Dass nicht nur das Kriegerdenkmal versetzt, sondern auch die sechs Blutbuchen vor der Kirche abgeholzt werden sollen - das geht nicht nur Sabine Cremer zu weit. Die Anwohnerin und ehemalige Ratsfrau ist eine engagierte Naturschützerin. "Ich finde es enttäuschend, dass man so umgeht mit alten, hohen Baumbeständen und die abmachen soll, weil die Blutbuchen anscheinend die Kirche mit Schatten bewerfen. Das sind absurde Gründe, um etwas zu ändern."
Seit Jahren werde in Bütgenbach gegen die Natur gehandelt, so der Vorwurf, und dies sei verantwortungslos im Hinblick auf die Zukunft der Kinder. Allein für die Revitalisierung des Ortskerns seien zuletzt noch 68 Bäume gefällt worden. "Ich verfolge das jetzt seit knapp 20 Jahren. Hier sind über 350 Bäume weg gekommen. Warum ist man so baumfeindlich? Wir brauchen unsere Bäume - der frischen Luft wegen und um das Grundwasser zu halten."
Auch Naturschützer haben sich eingeschaltet. AVES Ostkantone hat einen Alternativ-Vorschlag eingereicht. Gerhard Reuter plädiert dafür, die Buchen und damit den ländlichen Charakter zu erhalten - an Stelle einer sterilen Grünfläche. Sein Vorschlag: den Parkplatz hinter die Bäume zu verlegen. Dadurch verkleinere sich die Rasenfläche, was auch weniger Unterhalt bedeute. "Hier diese sechs Buchen sind zwar noch nicht zu den Altbäumen zu zählen, aber wenn sie mal verschwunden sind, wird sich ganz anderes Bild präsentieren. Es ist zu überlegen, ob man diese Bäume nicht mit integrieren und erhalten kann, um so das Bild im Bereich Kirche zu erhalten", sagt Gerhard Reuter von AVES Ostkantone.
Bevölkerung wurde nicht eingebunden
Wie andere Kritiker moniert auch Sabine Cremer, dass die breite Bevölkerung nicht in das Bütgenbacher Projekt eingebunden worden sei. "Richtige Bürgerbeteiligung hat man gar nicht hier. Das will man auch gar nicht. Das ist den Menschen viel zu kompliziert, weil es eben um viele Meinungen geht. Aber das sind Projekte, die für die Bevölkerung da sind", meint Sabine Cremer.
Martha Limburg sieht das etwas anders: "Wir haben uns bemüht, viele Aspekte in Betracht zu ziehen. Aber wenn jemand total anderer Meinung ist, kann ich das nur respektieren und verstehen. Wir denken, dass es so am besten ist. Und weil wir ja auch ziemlich zahlreich waren, hoffen wir, dass das Projekt letztendlich auch getragen wird."
Die Mehrheit des Gemeinderates hat den Vorschlag bereits verabschiedet und verweist auf den Wunsch der Arbeitsgruppe, in der die Bevölkerung vertreten sei.
Und was würde wohl Altbürgermeister Emil Kirch dazu sagen? Er hat um die vorletzte Jahrhundertwende die Begrünung von Bütgenbach veranlasst. Ihm wurde auf dem Marktplatz eine Büste gewidmet mit einem Hesse-Zitat: "Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner starker Baum."
Michaela Brück
Sehr geehrte Frau Brück, auch die Opposition im Bütgenbacher Gemeinderat hat den von der Mehrheit vorgelegten Vorschlag entschieden abgelehnt. Unsere Begründungen dazu haben wir anlässlich der letzten Gemeinderatssitzung ausreichend dargelegt. Unsere hauptsächlichen Kritikpunkte waren die Nichteinbindung der Gesamtbevölkerung der Ortschaft Bütgenbach bei der Ausarbeitung des Projektes, das Gutheissen des Projektes durch einige Personen, ohne es der Gesamtbevölkerung vorab präsentiert zu haben, sowie das unnötige Fällen von 6 Blutbuchen vor der Kirche.