Elia will das belgische Stromnetz fit machen für die Zukunft. Und da stehen die Zeichen auf alternative Energiequellen. Aber der Strom aus Windkrafträdern und Photovoltaikanlagen wird dezentral, also an vielen Orten produziert. Das alte belgische Stromnetz ist jedoch auf eine zentralisierte Stromproduktion aus den Atomkraftwerken ausgelegt.
Neu sind deshalb die rund 30 Meter hohen zweibeinigen Betonmasten. Sie wurden speziell für die Ostschleife entwickelt und sollen sich besonders gut ins Landschaftsbild einfügen. Drei der knapp hundert Pylonen sind nicht aus Beton, sondern aus einem Verbundstoff. "Wir wollten ein ganz neues Material testen. Drei Pfeiler sind aus Verbundstoff. Das hat Vorteile bei Logistik und Transport. Das Material ist viel leichter und man kann sie wie russische Puppen ineinander stapeln", sagt Markus Berger, Leiter der Abteilung Netzinfrastruktur.
Maste aus Kanada
Doch das kostet. Die Polymerpylonen sind dreimal so teuer wie die aus Beton. Doch wer Innovationen will, muss zuerst einmal mehr Geld auf den Tisch legen, sagt Markus Berger. "Es ist eine ganz neue Technologie. Innovation bedeutet immer, dass man am Anfang etwas mehr Geld ausgibt. Aber das Ganze hat uns überzeugt. Man braucht sie auch nicht zu unterhalten. Unter dem Strich sind sie deshalb günstiger." Die Masten kommen aus Kanada. Dort haben sie sich als zuverlässig erwiesen.
Doch auch die Ostschleife ist nicht ohne Hindernisse gebaut worden. Zuerst hatten die Gemeinden Bütgenbach, Weismes und Malmedy Einspruch beim Staatsrat eingelegt. Der hatte die Klage abgewiesen. Ein paar Trassenänderungen musste Elia vornehmen. Bütgenbach und Weismes akzeptierten das Urteil. Nur Malmedy zog noch vor das Zivilgericht.
Wer A sagt, muss auch B sagen
Bütgenbachs Bürgermeister Emil Dannemark hat sich mit der Ostschleife arrangiert und sieht das ganze pragmatisch. "Wir reden immer von alternativen Energien. Man will Atommeiler abschalten, etc... Dann muss man aber auch dafür sorgen, dass die alternative Energie ins Netz eingespeist werden kann. Das wird hier teilweise gewährleistet. Daher ist es eine gute Sache."
Denn wer A sagt, muss auch B sagen findet Dannemark. Er ist gegen die die "Not In My Backyard"-Mentalität vieler Menschen. "Man will immer vieles, aber dann muss man auch die Umsetzbarkeit in die Wege leiten. Das ist nicht nur im Bereich alternative Energien so. Das gilt auch für Handymasten. Man will Empfang haben, aber keine Masten - das ist eigentlich das Gleiche. Man kann nicht immer alles haben wollen, aber die Folgen ablehnen. Das geht nicht. Man muss wissen, was man will."
Unterdessen arbeitet Elia weiter am Netzausbau. Die Arbeiten an der Ostschleife gehen weiter erklärt Markus Berger. Für Phase 2 wird im Juni der Bauantrag eingereicht. Sie führt von Malmedy nach Stavelot, Trois-Ponts und Brume. Die dritte Etappe geht dann wieder zurück von Amel aus über St. Vith und Cierreux. Am Ende schließt sich die Schleife dann in Trois-Ponts.
Text und Bilder: Volker Krings