So mancher Weg über die Grenze erweist sich spätestens dann als holprig, wenn es um administrative Fragen geht - so auch bei den Diplomen. Wer ein Gesellen-Diplom aus Eupen hat, ist längst nicht sicher, damit auch einige Kilometer weiter in Vaals einen Job zu finden. Das soll sich in Kürze ändern, wünscht sich zumindest die niederländische Ministerin für Außenhandel Lilianne Ploumen. Von jeher sei der Grenzverkehr zwischen Belgien und den Niederlanden sehr aktiv, meint die Ministerin. Das gilt besonders für Ostbelgien. Auch in Sachen Diplomanerkennungen habe es einige Initiativen gegeben. Diese seien nicht wirklich gefruchtet. Sie selbst wisse, wie wichtig es sei, die Grenzen zu überwinden, damit sich so neue Chance ergeben.
Ploumen selbst stammt aus Maastricht. Sie ist nun um Kabinett des niederländischen Ministerpräsidenten Rutte. Fragen der Diplomanerkennungen werden in den Niederlanden auf föderaler Ebene getroffen. Bis zum Sommer, ist die Ministerin optimistisch, könnte das Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Diplomen durch sein. Der Arbeitsmarkt brauche dies, so der Tenor. In den Niederlanden gebe es einen Bedarf an technischem Personal. Die Regierung habe viel investiert, um junge Menschen in technische Berufe zu bringen. Jetzt ziehe die Wirtschaft an und es würden sich viele neue Perspektiven ergeben, so Ploumen. Auch Pflegeberufe hätten besten Zukunftschancen.
Politischer Wille gefragt
Nicht anders ist die Situation in Belgien. Auch hier fehlt es nach wie vor an Fachkräften, beispielsweise in vielen Handwerksberufen und im Pflegesektor."Es ist ein erster Schritt, um eine Verbesserung erzielen zu können. Wenn man wechselseitige Diplomanerkennungen zustande bringen will, dann bedarf es zunächst einmal des politischen Willens. Der war in der Vergangenheit nicht immer vorhanden, heute wird er begründet - insofern können wir jetzt hoffen, dass die Experten eine Liste erstellen könne, um festzulegen, welche Diplome denn grenzüberschreitend wechselseitig anerkannt werden können", sagt DG-Ministerpräsident Oliver Paasch.
Im Grunde beleben Paasch und Ploumen neu, was ihre Vorgänger schon vor Jahren einmal in die Wege geleitet hatten: 2005/2006 wurde die Tridiplomierung für Kfz-Mechaniker in Belgien, Deutschland und in den Niederlanden beschlossen. "Das wurde groß gefeiert und das hat auch jahrelang funktioniert. Ich selbst habe als Bildungsminister diese Abschlüsse verliehen, gemeinsam mit den niederländischen und deutschen Partnern. Als die Niederlande sich aus diesem Abkommen zurückgezogen haben, waren wir alle sehr enttäuscht", so Paasch.
Zweiter Anlauf
2012 war Schluss mit der Tridiplomierung. Dies weil die niederländische Regierung sehr hohe sprachliche Anforderungen an die potentiellen Absolventen stellte. Der zweite Anlauf soll nun gelingen. "Ich bin dankbar zu erfahren, dass die Niederländer bereit sind, die alte Situation wieder herzustellen und einen Schritt weiter zu mehr Europa in Bildungsfragen zu tun. Das erscheint mir gerade hier vor Ort sehr wichtig, weil wir wissen, dass der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt für die Menschen große Perspektiven bietet, die noch viel zu wenig - gerade in Bezug auf die Niederlande - benutzt werden", meint Paasch.
So gab es zum Schluss strahlende Gesichter im Raum Aachen am Sitz des Ministerpräsidenten in Eupen: Die aus Maastricht stammende niederländische Ministerin unterzeichnete das Abkommen. Europäische Symbolkraft in seiner reinsten Form war das. In den Niederlanden werden bei den Wahlen am 15. März die Karten neu gemischt. Der Rechtspopulist Geert Wilders steht mit seinem antieuropäischen Stil in den Startlöchern. Es bleibt abzuwarten, wie es weiter geht. Auch mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
dop/mg - Bilder: Simonne Doepgen/BRF