Bernard Zacharias ist zufrieden: Sein Gin ist auf einem guten Weg. Der Firmenchef selbst hat das neue Produkt entwickelt, das zum 180-jährigen Bestehen des Raerener Familienbetriebs auf den Markt kommt. In der ältesten Brennerei Belgiens spielt Tradition nach wie vor eine große Rolle. Doch Trends will man hier nicht verpassen.
"Der Gin-Konsum ist in Belgien natürlich gewachsen. Vorreiter war eigentlich Flandern, wo man seit zwei, drei Jahren schon einen richtigen Gin-Hype kennt. In der Wallonie fängt es so seit zehn, zwölf Monaten an. Wir haben natürlich nicht warten und auf dieser Erfolgsschiene mitspielen wollen", erklärt Bernard Zacharias von der Distillerie Radermacher.
Hauptaromatisierung: Waldmeister
Eigentlich ist der Gin nichts anderes als der gute alte Genever - nur aromatisiert. Der Jahrhunderte alte Wacholderschnaps fand im 17. Jahrhundert seinen Weg von den Niederlanden auf die britische Insel, wo er Kult wurde. Die Rezepte wurden im Laufe der Zeit auf vielfältige Weise abgewandelt und verfeinert.
"Gin ist eigentlich aus Wacholderbeere. Man kann als Unterbau aber natürlich egal welchen Brand nehmen. Bei uns ist es belgischer Bio-Weizen, den wir brennen und auf den wir die ganze Aromatisierung aufstellen. D.h. der Geschmack kommt hauptsächlich von der Wacholderbeere, aber auch von leichten anderen Gewürzen wie zum Beispiel Rosmarin oder Zitronenschalen bei uns. Da ist vieles gegeben in der Natur und man muss eigentlich nur die Leidenschaft einbringen, zu suchen und was Gutes aufzustellen", erklärt Zacharias.
Das Besondere bei Radermacher in Raeren: Das hochprozentige Destillat aus Getreide wird in Holzfässern gelagert. Vier bis sechs Monate wird der Raerener Gin in Eichenfässern gelagert. Das Holz gibt ihm eine besondere Geschmacksnote. Hinzu kommen die verschiedenen Gewürz- und Fruchtnoten. "Bei unserem neuen Gin ist es Waldmeister, den wir als Hauptaromatisierung aufgenommen haben - das ist ortsbezogen und man hat kurze Wege. Wir sind auch biozertifiziert seit drei, vier Jahren. Um den Waldmeister herum haben wir dann die Aromapalette aufgebaut - mit Rosmarin, Zitronenschalen und Koriander", so Zacharias.
Neuer Gin kommt bald in die Regale
Die Konkurrenz auf dem Gin-Markt ist groß. Großbritannien, das Mutterland des Gin, gilt nach wie vor als eine Hochburg der Gin-Produktion. Der Raerener Familienbetrieb mit 14 Beschäftigten versucht, sich zu behaupten. "In Puncto Marketing tun wir uns schon schwer, weil wir natürlich nicht die Mittel haben. wir sind aber genauso professionell wie große Brennereien. Unser Team ist sehr geschult und weiß genau, worauf man in der Herstellung achten soll", erklärt Zacharias.
80 Prozent des Gins wird mit Tonic vermischt - ein Kultgetränk, das vor allem bei jüngeren Konsumenten im Trend liegt. Nicht mehr als Longdrink, sondern im stilvollen Kelchglas wird er heute serviert. Es gibt viele Arten, ihn zu genießen, meint der Gin-Kenner. "Es hängt vom Gin ab. Wir haben unseren Gin eigentlich immer so herstellen wollen, dass man ihn pur trinken kann und nicht nur in Mischung mit Tonic. Wichtig ist es natürlich, den passenden Tonic aussuchen. Bei unserem neuen Gin sollte man einen trockene, klassischen Tonic nehmen und keinen versüßten. Das Pairing ist aber eine Geschmackssache."
Ende Februar will Bernard Zacharias sein neues Produkt in Brüssel der Fachpresse präsentieren - und dann kommt der Raerener Gin in die Regale.
mb/mg - Bild: BRF Fernsehen