Dass Limonade und Schokoriegel nicht besonders gesund sind, ist kein Geheimnis. Und wie eine ausgewogene und gesunde Ernährung aussieht, steht in jedem Lehrplan. Während es in den ostbelgischen Grundschulen generell keine Getränke- oder Süßigkeitenautomaten gibt, sind sie den meisten Sekundarschulen noch gang und gäbe. Doch das soll bald ein Ende haben.
Ganz verschwinden sollen die Automaten nicht. Doch was verkauft wird, soll gesünder sein. Das haben Unterrichtsminister Harald Mollers und seine frankophone Amtskollegin Marie-Martine Schyns vereinbart. Auf der letzten interministeriellen Bildungskonferenz haben sie sich mit Flanderns Unterrichtsministerin Hilde Crevits ausgetauscht.
Crevits will die zuckerfreie Schule und hat mit der Lebensmittelindustrie vereinbart, dass die Automaten mit weniger süßen Getränken, Milch oder Obst befüllt werden. Am Robert-Schuman-Institut in Eupen kann man über solche Initiativen nur müde lächeln. Cola-Automaten gibt es hier schon lange nicht mehr: "Wir hatten die allerdings auch in unserem Haus", sagt RSI-Direktorin Brigitte Kocks im BRF. "Es geht ja auch darum, dass mit diesen Automaten viel Geld verdient wurde. Geld, das aber wieder in die Organisation des Schullebens einfließt. Aber wir wollten ja ernährungstechnisch und im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung unseren Auftrag wahrnehmen. Deshalb haben wir sie quasi über Nacht von einem Schuljahr auf das andere abgeschafft."
Und in der Tat, die Getränkeautomaten sind eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle, weiß auch Elmar Schlabertz. Genaue Zahlen will der Direktor der Pater-Damian-Sekundarschule in Eupen nicht nennen. Ohne die Einnahmen wäre die Schule nicht pleite, aber sie erleichtern die Sache schon: "Natürlich können wir uns dadurch einige Sachen anschaffen, die sonst schwieriger wären. Wir können Aktionen unterstützen für Schüler, wir können verminderte Eintritte garantieren, das würde sonst schwieriger werden."
Als Schule in freier Trägerschaft werden Infrastrukturprojekte von der Deutschsprachigen Gemeinschaft nur zu 80 Prozent bezuschusst. Die restlichen 20 Prozent müssen die freien Schulen selbst finanzieren. Da tun die Einnahmen aus den Getränkeverkauf ganz gut. Elmar Schlabertz sieht das Ganze dann auch recht pragmatisch: "Ich denke, dass es einfach eine zweckmäßige Sache ist. Die Schüler sind ja frei in den Pausen, die Sachen von zu Hause mitzubringen, wenn wir die Getränke nicht hier anbieten. Ich glaube nicht, dass unsere Schüler deswegen besonders gesundheitsgefährdet wären durch die paar Automaten, die wir haben."
Neben den üblichen Verdächtigen wie Cola oder Limonade können die Schülerinnen und Schüler an den Automaten auch Wasser kaufen oder ihren Durst an dem neuen PDS-Wasserspender sogar kostenlos stillen.
Gesunde Angebote und Alternativen schaffen. Die aktuellen Schülerinnen und Schüler des RSI kennen es gar nicht anders. Nachdem man die Automaten quasi über Nacht hat verschwinden lassen, eröffnete die Schule einen Kiosk an dem gesunde Nahrungsmittel und Getränke verkauft wurden. "Ja, wir haben sie damit überrascht. Allerdings bestimmen wir, was verkauft wird", sagt Brigitte Kocks.
Mit dem Bau der PPP-Schulen musste das RSI allerdings Kiosk und Küche an die DG Service und Logistik abtreten. "Wir haben dann doch wieder unseren Kampf führen müssen, weil einige Dinge verloren gingen, von denen wir dachten, dass sie selbstverständlich sind. Wir mussten beim Kiosk und in der Küche beim Angebot des Mittagessens Einfluss nehmen", sagt Kocks.
Und sollte es tatsächlich einmal zu einem Verbot süßer Getränke kommen, dann ist man auch an der Pater-Damian Schule ganz entspannt. "Es wird dann etwas schwieriger werden. Aber wir werden schon weiter versuchen, den Schülern klar zu machen, dass das Beste für ihre Gesundheit einfaches Wasser ist", meint Schlabertz.
vk