Als erster Linken-Politiker hat Gregor Gysi den Aachener Orden wider den tierischen Ernst erhalten. Gysi schaffe es wie kaum ein anderer Politiker in Deutschland, die Menschen für politische Debatten zu faszinieren, sagte der Vorsitzende des Aachener Karnevalsverein, Werner Pfeil, am Samstag bei der Verleihung. Gysi glänze mit politischem Witz und Ironie. "Links zu sein und beliebt bei Konservativen, diese Quadratur des Kreises schafft nur der Ordensritter", sagte Pfeil.
1990 hätte man ihn für verrückt erklärt, wenn er jemandem gesagt hätte, dass er einmal den Orden bekommen würde, sagte Gysi. Dass er ihn jetzt erhalten habe, sei Ausdruck einer beachtlichen Veränderung, sagte Gysi bei der karnevalistischen Festsitzung in seiner Antrittsrede als Ordensritter - ganz ohne Verkleidung. "Wir alle haben uns verändert und ein bisschen zueinander gefunden. Das war nicht so leicht", sagte Gysi.
Die Laudatio vom bayerischen Finanzminister Markus Söder - Ordensritter des Vorjahres - wurde per Video eingespielt. Er habe wegen des CSU-Balls in Nürnberg nicht kommen können, entschuldigte er sich. CSU-Ball und Gregor Gysi seien unvereinbar, fügte Söder, der bayerische Tracht trug, hinzu.
"Was kann ich CSU-ler aus Bayern Positives über Kommunisten aus Berlin sagen? Uns trennen maximale Dinge, also politisch: Galaxien", sagte Söder und ging dann doch auf Verbindendes ein: Gysi und er seien beide vom Sternzeichen Steinbock. Steinböcke seien leidensfähig, könnten andere umarmen und viel aushalten. "Das haben wir beide bewiesen, er mit (dem ehemaligen Linken-Chef Oskar) Lafontaine, ich arbeite bei (CSU-Chef) Horst Seehofer noch dran."
dpa/rkr/est - Foto: Henning Kaiser/DPA