In einer alternden Gesellschaft ist ein würdevoller und offener Umgang mit dem Thema Demenz keine verlorene Zeit. Jeden könnte es treffen. Deshalb wird nach österreichischem Vorbild eine "Erste Demenzstrategie für Ostbelgien" vorgestellt.
"Das Thema ist wichtig. Es ist aktuell. Es gibt Menschen, die Demenz haben und wir müssen gebündelt an die Sache herangehen und nicht jeder für sich. Denn in der Zukunft wird es weiterhin Menschen mit Demenz geben. Und sie werden immer älter und die Begleitung und Angebote müssen da sein", sagt Anonios Antoniadis, Minister für Familie, Gesundheit und Soziales.
Das Thema Demenz soll vor allem enttabuisiert werden. Denn noch viele Betroffene schämen sich über ihre Erkrankung und behalten die Diagnose für sich. Dabei bringen sie sich selbst auch um Chancen. Denn im Zentrum der Demenzstrategie steht auch die Teilhabe an der Gesellschaft, sagt Isabelle Maystadt vom Ministerium der DG. "Wir müssen es schaffen, dass Demenz nicht mehr nur als etwas ganz Schlimmes und Negatives dargestellt wird. Wir erhoffen uns natürlich mit der Strategie, diese Bilder zu ändern und gleichzeitig Kräfte zu bündeln, indem wir den Menschen mit Demenz und seine Angehörigen ins Zentrum stellen, damit sie mitreden, mitgestalten und ihren Platz einnehmen können." Anlaufstelle für alle Fragen ist die neu geschaffene "Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben".
Noch ist eine Demenz eine unheilbare Krankheit. Die erste Demenzstrategie für Ostbelgien soll laut Minister Antoniadis bis ins Jahr 2025 reichen. Das heißt aber nicht, dass diese Strategie in Stein gemeißelt ist, so der Minister. Sie sei ein lebendiger Prozess, den auch die Zivilgesellschaft mit Ideen und Initiativen beleben soll. Dabei geht es auch um angepasste Angebote und die Begleitung und Unterstützung von Angehörigen.
Als Beispiel dient der Berliner Poetry-Slammer Lars Ruppel, der sich für Poesie für Demenzerkrankte stark macht. Er begleitet den Vorstellungsabend zur Demenzstrategie am Montagabend mit konkreten Beispielen und Kostproben. "In Pflegeheimen hat man immer ein Publikum, das gerne Poesie hören würde, aber auf Grund von Schwerhörigkeit oder Demenz Schwierigkeiten hat, die Gedichte überhaupt noch zu hören oder zu verstehen. Ich habe verschiedene Techniken entwickelt, die den vortragenden Pflegekräften oder Angehörigen von Menschen mit Demenz dabei helfen sollen, diese Gedichte trotzdem vorzutragen und so vorzutragen, dass die Menschen auch was davon haben und gerne zuhören", erklärt Ruppel.
Die Veranstaltung mit allen Informationen zur "Ersten Demenzstrategie für Ostbelgien" findet um 19:15 Uhr im Europasaal im Ministerium in der Eupener Gospertstraße 1 statt. Der Eintritt ist frei.
Manuel Zimmermann - Illustrationsbild: Maxime Anciaux/BELGA