Die Mitglieder der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt widmen sich mit Leidenschaft und Engagement ihrer Eifeler Dorfgeschichte. Seit 2006 geben sie jedes Jahr einen bebilderten Themenkalender heraus. Geschichten aus der Kaiserzeit, Handwerksgeschichten, Waldgeschichten - in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt vielen verschiedenen Themen gewidmet.
In der elften Ausgabe ihres Kalenders geht es um Flurgeschichten. Die alten Namen für land- und forstwirtschaftliche Flächen geraten bei jungen Menschen immer mehr in Vergessenheit. "Die jüngeren Leute kennen sich nicht mehr damit aus. Aber früher war das war nötig, ohne Karten", erklärt Karl-Josef Drösch von der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt.
"Das betraf vor allen Dingen die Landwirte, die Forstleute die da arbeiteten. Die benutzten die Namen, die hatten ihre Felder und Parzellen dort. Das war sozusagen das GPS aus früherer Zeit."
Der Ursprung der Eifeler Flurnamen liegt schon Jahrhunderte zurück. Sie stammen aus der Zeit, als die Eifel besiedelt und erschlossen wurde. Flurnamen gehören zudem zu den ältesten Zeugnissen der Dialekte. In Dokumenten von Beginn des 16. Jahrhunderts (etwa 1515), den ältesten Dokumenten über das Dorf, tauchen Familien- und Flurnamen auf.
"Die Namen gaben die Leute, die dieses Land auch urbar gemacht hatten: Ich habe eine Parzelle, die liegt an diesem Bachlauf, im Tal oder auf dem Berg - und der Berg hat einen Namen. So sind die Flurnamen entstanden. Die Leute hatten keine Karten und konnten auch nicht lesen."
Zur Eicht, Vlohs und Hasselt
Aber mit Hilfe der Flurnamen fand sich jeder in der Umgebung seines Dorfes zurecht. Sie gaben räumliche Orientierung. "Interessantes Beispiel: 'Zur Eicht'. Bis ungefähr 1800, vor der Franzosenzeit, war das ein kleiner Eichenwald. Den nutzten die Leute aus Rocherath und Mürringen. Sie trieben im Herbst da ihre Schweine hin zur Mast. Es gab Eicheln - und dieses Wäldchen hieß dann 'Zur Eicht'. Das war ein größeres Gebiet oberhalb der Holzfwarche und das wurde von beiden Dörfern benutzt, die mussten dann auch dafür zahlen an den Abt von Stavelot."
So erzählt der Kalender auch die Entstehungsgeschichte vom "Vlohs", der in schneereichen Wintern gerne zum Rodeln und Skifahren genutzt wurde, oder vom "Hasselt", der an eine Verbuschung mit Haselsträuchern erinnert. Um die Bedeutung und Herkunft der Flurnamen herauszufinden, war eine aufwendige Recherche nötig.
"Das ist schon ein bisschen Arbeit. Wir aber zum Glück eine alte Karte gefunden, diesen preußischen Urhandriss. Das war aus der Zeit, als dann unser Gebiet nach der Franzosenzeit zu Preußen später zum Deutschen Kaiserreich kam. Da haben die angefangen, das Gebiet zu kartographieren. Und die Namen reingeschrieben."
Basis für das Kataster von heute
"Die Karten bilden noch heute die Basis der Katasterpläne, die die Katasterverwaltung benutzt. Da stehend zum Teil noch die Originalnamen aus dieser Zeit noch drin. Das war für uns eine Hilfe. Es gibt aber noch andere Dokumente, wo wir fündig geworden sind. Es ist aber mit viel Mühe verbunden."
Nicht ganz einfach war es für die Hobby-Geschichtsforscher, die Originalbezeichnungen der Fluren zu finden. "Diese Katasterverwaltung hat die Namen, die wir in unserem Dialekt gebraucht haben, zum Teil ins Französische übersetzt, wenn Französischsprachige an der Macht waren, oder wenn Deutsche an der Macht waren ins Hochdeutsche. Da ist schon einiges schwer verändert worden", sagt Karl-Joseph Drösch.
Aus den vielen Flurnamen hat eine Auswahl in den Kalender 2017 gefunden. Illustriert durch alte Schwarz-Weiß-Fotgrafien werden ihre Geschichten erzählt. Für 8,50 Euro 50 ist der Kalender zu beziehen bei Michel Bettendorff in Rocherath oder beim Geschichtsverein ZVS in St.Vith. Weitere Infos zum Kalender und der Arbeit der Geschichtsgruppe gibt es im Internet unter rocherath-krinkelt.be.
mb/km - Bild: Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt