Mittlerweile ist die Zahl der vorzeigbaren Krippenteile schon beträchtlich angewachsen. Zur Zeit ist die Tiroler Weihnachtskrippe in der Domschatzkammer Aachen zu sehen.
Eine Heerschar von Engeln mit reich verziertem Kopfputz, Hirten in Tiroler Trachten mit ihren Schafen, die zu Ross sitzenden Heiligen Drei Könige im festlichen Gewand, Dromedare, ein Elefant und in der Mitte die Geburtsszene mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Sie alle tummeln sich vor einer gemalten Hügellandschaft.
130 Figuren zählt die Tiroler Weihnachtskrippe, die in der Aachener Domschatzkammer ausgestellt ist. Einst hat sie vermutlich in einem Nordtiroler Tal in einer Kirche gestanden, erklärt Birgitta Falk, die Leiterin der Domschatzkammer Aachen. "Die Krippe wurde wohl in irgendeinem Tiroler Dorf über Jahrzehnte benutzt. Jedes Jahr scheint da auch etwas Neues hinzugekommen zu sein. Es gibt Reparaturen, Ergänzungen und neue Bauten. Das hat sich so bis 1920 hingezogen und dann ist die Krippe wohl an das Suermondt-Ludwig-Museum verkauft worden", verrät sie im BRF-Interview.
Dann ist die Krippe wohl in Vergessenheit geraten, bis sie beim letzten Umzug des Museums 1994 wieder entdeckt und aus den Kisten geholt wurde.
Erst einmal mussten die Figuren von Holzschädlingen, Rost, Mottenfraß und Staub befreit werden. Monica Parédis-Vroon, die Textilkonservatorin am Aachener Dom, nahm die Restaurierung in Angriff – zusammen mit ihrem Kollegen Michael Rief und dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der TH Köln.
"Manchmal sind da ein paar Finger abgebrochen. Die Krippen wurden früher mit Kerzenlicht ausgestellt. Wenn man heute schiefe Köpfe sieht, habe ich die Vermutung, dass die Figur etwas nah an den Kerzen gestanden hat", erklärt Monica Parédis-Vroon.
Die liebevoll gestalteten Figuren sind aus Holz und Draht gebildet. Ihre Köpfe wurden aus Wachs geformt, mit Glasaugen versehen und bemalt. Die Kleidung wurde eigens von der Tiroler Dorfbevölkerung dafür geschneidert. Doch auch daran hat der Zahn der Zeit genagt.
"Die Spitzen, die Manschetten der Engel sind zum Beispiel gewaschen worden. Bei einigen Bauern waren die Wollmäntelchen kaputt. Ich habe verschiedene kleine Hüte gefilzt. Ein Bauer hatte keine Hose mehr, die war von den Motten zerfressen. Ihm habe ich eine Hose meines Mannes geliehen", so Monica Parédis-Vroon.
Neben der Restaurierung war auch die Zuordnung der Figuren eine kleine Herausforderung. Engel, Hirten und Könige waren schnell ausgemacht. "Wer aber Josef war, haben wir am Anfang nicht gewusst", gibt Monica Parédis-Vroon zu. "Wir haben nun einen ausgewählt, der nicht aussieht wie ein König oder Landmann. Maria war einfach zu finden, es gibt in der ganzen Gesellschaft nur eine Frau."
Nicht nur die Hirten mit ihren Tieren und die Heiligen drei Könige machen sich auf zum Christuskind. Unter dem Krippenvolk sind auch einige ungewöhnliche Figuren, die auch die Textilkonservatorin überrascht haben. Drei pilgernde Mönche oder Tempeldiener zum Beispiel. "Ich glaube, dass man mit diesen 130 Figuren auch andere neutestamentarische Szenen darstellen kann", sagt Monica Parédis-Vroon.
Noch sind nicht alle Figuren restauriert. Einige liegen noch auf dem Arbeitstisch der Restauratorin. Vielleicht sind sie bei der nächsten Krippenschau dabei. Die aktuelle Ausstellung der Tiroler Weihnachtskrippe ist noch bis zum 8. Januar in der Domschatzkammer Aachen zu sehen.
Michaela Brück - Bild: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl