Ralf Hellenbrandt lehnt sich vor und zurück auf dem Sessel in seinem Ausstellungsraum. Der Bau- und Möbelschreiner betreibt seit vielen Jahren sein Unternehmen im Gewerbegebiet St. Vith II, nahe der Autobahn - und wohnt auch dort.
Im Laufe der Zeit hat er sich schon über den ein oder anderen Mangel geärgert: von unzureichender Beschilderung über flackernde Straßenlampen bis hin zu schlechtem Teerbelag, der in der Sommerhitze schmilzt und an den Schuhen kleben bleibt.
Nun ist ihm aber etwas anderes aufgestoßen: "Dieses Jahr habe ich einen Lehrjungen gesucht, es hat sich auch einer gemeldet. Es ist aber daran gescheitert, dass die Mutter den Lehrjungen nicht pünktlich zur Arbeit bringen und abends abholen konnte", sagt Ralf Hellenbrandt. "Da habe ich gedacht: Halt! Das stimmt ja eigentlich. Wenn hier eine Busverbindung wäre, die von St. Vith den Lehrjungen oder wen auch immer hierher bringt, hätte man das Problem gelöst."
Konzeptfehler
Wenn Industrie- und Gewerbezonen erschlossen werden, dächten Einrichtungen wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft SPI an Straßen, Strom, Wasser und Abwasser, Beleuchtung und Telekommunikation - der öffentliche Personennahverkehr werde aber ausgespart. "Es hat wahrscheinlich noch nie einer dran gedacht, ich bin jetzt einfach drauf gekommen aus der Not heraus, dass hier ein Manko ist. Für mich ist das Fehlen der Bushaltestellen ein Konzeptfehler."
Dabei, so bemerkt Ralf Hellenbrandt nebenbei, ist ausgerechnet in der Industriezone St. Vith II ein Busdepot angesiedelt. Mit seinem Anliegen hat er bei der SPI angeklopft - und keine Antwort erhalten. In der Wochenzeitung schaltete er einen Umfragecoupon. Damit können Firmen, aber auch die Eltern von Auszubildenden das Vorhaben unterstützen.
Und er hat Unternehmer persönlich angesprochen: "Von den Firmen, die ich angeschrieben habe, reagierten mindestens 80 Prozent mit voller Begeisterung. Ich habe die Unterschriften nicht alle gezählt, aber wir liegen doch bei über 120 Unterschriften, nur von Arbeitnehmern hier in der St. Vither Industrie- und Gewerbezone."
Die letzte Bushaltestelle liegt, von St. Vith kommend, einige hundert Meter vor dem Gewerbegebiet, nicht weit von der Autobahnunterführung. Die folgende in der Huntheimer Straße auf Höhe der ersten Häuser in Rodt. Sie werden laut Fahrplan der Linie 401 morgens in Richtung Vielsalm gegen viertel nach sieben bedient und im umgekehrter Fall am späten Nachmittag kurz vor halb sechs.
Warum sollten die Busse nicht durch die Industriezone fahren, fragt sich Ralf Hellenbrandt. Und wenn die TEC dazu nicht bereit sei, warum dann nicht ein privater Konzessionär?
Für eine direkte Busanbindung der Industriezone St. Vith II schwebt ihm eine Art Schleife vor - "von 'An den Linden', Rodter Straße, Industriezone rein, durch die Industriezone rauf, rüber zum Steinerberg, eine Schleife oben um die Industriezone, die ja auch schon recht groß geworden ist und wieder zurück - mit Anhalten etwa eine halbe Stunde, da wäre die Sache gehalten. Das kann ja nicht unmöglich sein."
Treffen mit der TEC
Mit der Thematik hat Ralf Hellenbrandt auch den Ministerpräsidenten Oliver Paasch und Ausbildungsminister Harald Mollers konfrontiert. Daraufhin wurde der Punkt vergangene Woche bei einem Treffen von DG-Vertretern mit der TEC angesprochen. Deren Sprecher hätten auf ähnliche Initiativen verwiesen, die mangels Resonanz aber im Sande verlaufen seien. Ohnehin sei die Wallonische Region für den Öffentlichen Personennahverkehr zuständig. Alles hänge von der möglichen Inanspruchnahme ab, heißt es bei der TEC, und natürlich vom Budget.
Die Regionalabgeordnete Jenny Baltus-Möres habe ihm schon ihre Unterstützung zugesichert, sagt Ralf Hellenbrandt. Der im Übrigen unterstreicht, dass die Sache nicht an seiner Person festgemacht werden dürfe. "In drei Jahren habe ich meine Pension. Es wäre doch schön, wenn sich aus der Idee, ohne dass dahinter Ralf Hellenbrandt steht, etwas entwickeln würde. Ich habe jetzt ein kleines Körnchen in die Erde gelegt und es wäre schön, wenn daraus ein Baum würde, von dem jeder die Früchte pflücken und davon profitieren kann. Nicht mehr und nicht weniger."
Stephan Pesch - Bilder: BRF, privat