2013 war der 58-jährige Bernard Wesphael des Mordes an seiner Frau Véronique Pirotton verdächtigt worden. Daraufhin hatte er mehrere Monate lang in Untersuchungshaft gesessen. Im Oktober 2016 wurde er von einem Assisengericht freigesprochen.
Zweifelhaft war für ihn teilweise die Berichterstattung über seinen Fall. Einerseits lobt er in seinem Buch Journalisten und auch die RTBF, die besonders fair und nüchtern berichtet hätten. Andere dagegen haben ihn schockiert.
"Einige große Medien haben die Unschuldsvermutung schlichtweg nicht respektiert. Deshalb glaube ich, dass man darüber nachdenken sollte, wie man die Darstellung solcher Ereignisse in den Medien regelt. Ich bin ein großer Verfechter der Pressefreiheit, aber zumindest dann, wenn es um das Leben eines Menschen geht, sollte man doch ein Minimum an Berufsethik respektieren. In meiner Sache haben manche Medien nur eine Logik angewendet - und zwar die des größtmöglichen Profits", so Wesphael.
Wesphaels Buch ist aber vor allem eine Anklage gegen das Justizsystem in Belgien. "Man ist dabei, die finanziellen Möglichkeiten der Justiz auszuhöhlen und eine Justiz, die nicht mehr die nötigen Mittel hat, kann auch nicht mehr Recht sprechen. Ich möchte die Justiz in diesem Land rehabilitieren, weil der Föderalstaat dabei ist, sie all ihrer Mittel zu berauben. Wenn es so weiter geht, werden die Bürger - und sie sind es jetzt schon nicht mehr alle - nicht mehr gleich vor dem Gesetz sein."
In Belgien sitzen schätzungsweise 30 Prozent der Gefangenen in Untersuchungshaft. Es dauert zu lange bis es zu einem Prozess kommt und in der Zwischenzeit seien auch Menschen, die unschuldig sind oder wegen kleinen Vergehen sitzen, ohne Begleitung oder Rückhalt den echten Verbrechern, die im Gefängnis sitzen ausgesetzt.
Statt mehr Gefängnisse zu bauen sollte man also eher auf bessere Begleitung setzen, denn die Zahl der Wiederholungstäter ist extrem hoch.
"Wenn man in die Prävention, Ausbildung und Reinsertion investieren würde, hätte man einen wesentlich geringeren Anteil an Wiederholungstätern. Die Niederlande, Norwegen oder Schweden haben das bereits bewiesen. Hier macht man aber genau das Gegenteil und weder die Überbelegung in den Gefängnissen noch die Anzahl Verbrechen nehmen ab", erklärt Wesphael.
"Assassin" ist im Handel zum Preis von 19,90 Euro erhältlich.
mz/ake - Foto: Sophie Kip (belga)