Das Positive vorweg. Der RDJ ist nach Auswertung der Umfrage unter Sekundarschülern davon überzeugt, dass bei Jugendlichen nicht die Rede von einer allgemeinen Politikverdrossenheit sein kann. Ganz im Gegenteil. Das Interesse an gesellschaftspolitischen Themen sei sogar groß.
In Unterrichtsfächern wie Deutsch, Geschichte oder Geografie sind Themen der Bürger- und Gesellschaftskunde zwar mit verankert, die Mehrheit der Schüler sei dennoch der Meinung, dass sie derzeit nicht ausreichend in der Schule informiert wird, sagt Anne-Marie Jouck, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Bürgerkunde des RDJ.
"Man kann dieses Fazit so ziehen, weil uns das eben die Mehrheit der Schüler so gesagt hat. Mehr als 40 Prozent im ersten Jahr und fast 60 Prozent im fünften Jahr sind interessiert an gesellschaftspolitischen Themen: aktuelles Geschehen, Politik, Menschenrechte, Wirtschaftswesen und alle Inhalte, die ein Bürger braucht, um mündig in der Gesellschaft zu leben."
"Mehr als 60 Prozent und sogar bis zu 80 Prozent möchten darüber auch in der Schule informiert werden und Klarheit dazu erhalten", erklärt Anne-Marie Jouck.
Der Rat der deutschsprachigen Jugend fordert alle Entscheidungsträger explizit dazu auf, die politische Bildung stärker als bisher zu fördern und die Einführung eines spezifischen Unterrichtsfachs „Bürgerkunde“ in Betracht zu ziehen.
Bedingung: Kein Lückenbüßer
Eine Bedingung sollte dabei aber unbedingt erfüllt werden, sagt Anne-Marie Jouck. Bürgerkunde dürfe auf keinen Fall ein Lückenbüßer-Unterricht werden, etwa für Lehrer, die einfach noch ein paar Stunden brauchen.
Nun sei die Politik gefordert, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei gibt es genug zu klärende Fragen: Wie muss ein Bürgerkunde-Lehrer ausgebildet sein? Oder: Welches Fach kann man dafür fallen lassen? Keine einfache Fragen.
Für den RDJ ist klar, dass die Basis für Demokratieverständnis und aktiver Bürgerschaft bereits in der Grundschule gelegt werden soll. Tatsächlich fängt "gesellschaftliche Partizipation" heutzutage schon im Kindergarten an: Wenn die Kleinsten im Erzählkreis lernen, sich auszudrücken und merken, dass man ihnen zuhört und dass es Interesse für ihr Lebensumfeld gibt.
Für den RDJ darf die Schule aber nicht mit der Kompetenzvermittlung alleine gelassen werden. Außerschulische Aktivitäten zur Stärkung des gesellschaftspolitischen Interesses der Schüler - wie den Rednerwettbewerb „Rhetorika“ oder die Initiative „Journalist für einen Tag“ - hält der Rat der deutschsprachigen Jugend auch für sinnvoll.
mz/km - Bilder: Manuel Zimmermann/BRF