Seit 2012 steht das neue Zentralgebäude des St. Nikolaus-Hospitals mit der großzügigen Eingangshalle für einen neuen Abschnitt im Leben des Krankenhauses. Ein bewegtes Leben, denn seit Beginn seiner Existenz wurde das Eupener Krankenhaus immer wieder umgebaut und erweitert, um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden.
Alles begann im Jahr 1841, als Eupen erneut von einer Typhusepidemie heimgesucht wurde. "Das Problem von Epidemien war vor allem in einer Kleinstadt wie Eupen groß, weil hier die Bevölkerungsdichte sehr hoch war. Hier traten Epidemien regelmäßig auf. Im Dezember 1840 hat der damalige Pfarrer an St. Nikolaus, Johann Anton Finken, eine Predigt gehalten und darauf hingewiesen, dass es dringend nötig sei, die Kranken von den Gesunden zu trennen, damit die Epidemie nicht weiter fortschreite. Er hat dann zu Spenden aufgerufen, so dass das Ganze ins Rollen gekommen ist", erklärt der Historiker Dr. Alfred Minke, der gleichzeitig Autor der Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum des Hospitals ist.
Obwohl die Initiative von Geistlichen ausging, war das Personal des Hospitals in den ersten Jahren weltlicher Herkunft. Erst Ende 1842 übernahmen Nonnen die Pflege der Kranken und den Haushalt des Krankenhauses. Aus dieser Tätigkeit ging 1856 die Kongregation der "Franziskanerinnen der Heiligen Familie" unter der Leitung von Josephine Koch hervor, die im "Klösterchen" neben dem Hospital zu Hause war.
Mit dem Einzug der Franziskanerinnen begann auch die erste wichtige Phase der Umbauarbeiten. "Die wichtigsten Stationen des Ausbaus sind zunächst 1856-1875. Dann hat es 1884 eine zweite Bauphase gegeben, eine dritte 1902-1910. Das ist die Bauphase, in der unter anderem die Kapelle und das Elisabeth-Haus entstanden sind. Dann hat es 1957-1959 eine vierte Bauphase gegeben - das ist der Bau an der Straße, der sogenannte 'moderne Bau'. Seit 1990 ist die fünfte Bauphase im Gange, die wahrscheinlich in einigen Jahren abgeschlossen sein wird", weiß Dr. Alfred Minke.
Heute werden im St. Nikolaus Hospital jährlich mehr als 6.000 Menschen behandelt. Die Schwestern des Hl. Franziskus aber mussten die Leitung des Hospitals Ende der 1970er Jahre wegen Nachwuchsmangels einstellen. Als religiös geprägte Einrichtung bleibt es dem Hospital trotzdem ein Anliegen, neben der körperlichen auch die geistige Betreuung der Patienten zu sichern.
"Von den 175 Jahren sind also 130 von Nonnen bestimmt worden. Aber das war die Tendenz im 19. Jahrhundert: Man sah die Nonnen als Spezialisten in der Krankenpflege an. Sie waren rund um die Uhr verfügbar und es war umsonst - was hätte man sich Besseres wünschen können. Heute ist die Situation natürlich anders, auch, was die seelische Betreuung der Menschen angeht. Die traditionelle Form wird man sicher nicht wiederbeleben können. Aber neue Wege wird man sicherlich finden", so Dr. Alfred Minke.
Die Ausstellung zum 175-jährigen Jubiläum des St. Nikolaus Hospitals ist aktuell im Foyer des Hauses zu sehen. Die Geschichte des Hauses kann man auch in der Festschrift zum Jubiläum von Dr. Alfred Minke nachlesen. Das Buch ist für 10 Euro am Empfang erhältlich.
Anne Kelleter - Bild: Thierry Roge/BELGA