Mevlan, Titouan und Sebastian haben ihre Lektion gelernt - auch wenn sie direkt noch nicht mit dem Rauchen in Berührung gekommen sind. Aber genau da soll die Initiative des Fördervereins von BS und TI ja ansetzen, sagt der Lehrer Michael Christen. "Wir haben festgestellt, dass die Anzahl Raucher zwar nicht zugenommen hat, sondern dass die Jugendlichen oder Kinder eigentlich immer früher mit Nikotin und Zigaretten in Kontakt kommen. Deshalb sahen wir dort Handlungsbedarf."
Im Sinne von Vorbeugen durch Einsicht. Verboten ist das Rauchen an der Schule nicht. "Es gibt nach wie vor eine Ecke, wo Rauchen erlaubt ist - ab einem gewissen Alter. Aber bei den Jüngeren geht es natürlich darum, so schnell wie möglich aufzuklären."
Mit Unterstützung der Freien Krankenkasse brachte der Förderverein die Psychologin Isabell Drescher nach St. Vith. Sie ist davon überzeugt, dass Rauchen in aller erster Linie eine Kopfsache ist. "In der Nikotinprävention wird meistens über Abschreckung gearbeitet, es werden schwarze Raucherlungen gezeigt. Das hält Kinder eben oft nicht davon ab, mit dem Rauchen anzufangen, weil sie das einfach nicht auf sich beziehen."
Marketingfalle
"Deswegen will ich mit diesem Seminar eine Lücke schließen und den Kindern zeigen, was für eine geschickt gemachte Marketingfalle das Rauchen eigentlich ist und dass dahinter eine Industrie steckt, die Geld verdienen will. So dass Kinder dazu in der Lage sind, Nein zu sagen", sagt Isabell Drescher.
Nun müssen die Schüler noch an das Thema herangeführt werden. "Das ganze Seminar ist natürlich kindgerecht aufbereitet mit vielen Filmen, einem Gewinnspiel und nebenbei bekommen die Kinder eben die Informationen darüber, wie diese Falle gestrickt ist." Dazu gehören das Mal-Probieren, weil es andere tun, die Vorstellung, cool zu wirken oder das Ich-kann-ja-jeder-Zeit-wieder-aufhören.
"Sie wissen natürlich, dass es krank macht, Krebs erzeugt und so. Und dann frage ich aber auch: Was verspricht sich denn ein Raucher davon und dann kommen eben auch ganz viele vermeintliche Vorteile beim Rauchen, also: 'hilft gegen Stress', 'macht die Party schöner', 'entspannt', Da setze ich an, schaue mir diese vermeintlichen Vorteile beim Rauchen mit den Kindern an und entlarve sie als Illusion. Um zu zeigen: In Wirklichkeit kann die Zigarette eben nichts!"
Aber Drescher warnt vor, dass das Seminar nur ein Puzzleteil in der Prävention sein kann. "Man kann nicht sagen, man macht 90 Minuten Seminar und dann fängt niemals ein Kind mit dem Rauchen an. Viele Kinder wird es abhalten vom Rauchen, aber es ist natürlich wichtig, darüber hinaus noch weiter über das Thema zu sprechen."
Der Schüler Mevlan hat noch einen ganz praktischen Tipp, um eben nicht in die Raucherfalle zu tappen: "mit Leuten abhängen, die nicht rauchen."
Stephan Pesch