Ostbelgisches Stühlerücken im Senat: Zur Feier des Tages sprach die Vorsitzende Christine Defraigne sogar Deutsch. Nach mehr als 20 Jahren in Spitzenämtern in Eupen betritt Karl-Heinz Lambertz jetzt das Brüsseler Parkett.
"Nach einem längeren politischen Leben ist es für mich etwas ganz Neues, die Deutschsprachige Gemeinschaft in einer der beiden belgischen Kammern zu vertreten. Das werde ich sehr gerne machen, mit viel Engagement, und ich hoffe, dass es auch gelingen wird, das eine oder andere in Bewegung zu bringen", so Lambertz im BRF-Interview.
Trotzdem: Die Kritik am Senat ist groß, denn die politische Bilanz fällt eher bescheiden. Kaum Resolutionen verabschiedet, kaum Schwerpunkte gesetzt und abgesehen von den wöchentlichen Ausschusssitzungen gerade mal acht Treffen im Jahr.
"Ich finde, dass der Senat durchaus intensiver arbeiten könnte. Aber das habe ich weder erfunden, noch zu verantworten. Ich bin jetzt dafür da, dafür zu sorgen, dass in dem Senat, so wie Belgien sich ihn gegeben hat, die Stimme der Deutschsprachigen Gemeinschaft Gehör findet und zum Zuge kommt. Dafür werde ich mich mit all meiner Kraft einsetzen."
Lambertz stand in den letzten Jahren in der ersten Reihe – als ostbelgischer Minister, Regierungschef und Parlamentspräsident. Von nun an wird er nicht mehr so sehr im Rampenlicht stehen. Zumal er als sozialistischer Senator auch noch die Oppositionsbank drückt. Übrigens zum ersten Mal seit über 20 Jahren.
"Ich habe meine parlamentarische Laufbahn im Laufe der 80er Jahre auf der Oppositionsbank durchaus sehr interessant begonnen. Das hat mir damals sehr viel Spaß gemacht. Das ist hier jetzt auch der Fall. Obschon ich der Meinung bin, dass man im Senat das Verhältnis Mehrheit-Opposition etwas relativieren muss. Hier geht es ja im Wesentlichen darum, die Interessen der Gliedstaaten zu vertreten."
Durch seine Präsenz in Brüssel will er die Rolle der Deutschsprachigen Gemeinschaft stärken. Und: Lambertz kündigt einen Neueinstieg in die Ostbelgien-Politik an. "Jetzt habe ich wieder mehr Möglichkeiten, mich auch öffentlich in die Ostbelgien-Politik einzumischen. Jetzt wird man vielleicht öfters von mir hören. Und ich werde 2019 erneut zur Wahl stehen und dann werden wir danach sehen, wie die Welt weitergeht."
"Ich habe schon sehr viel in der Politik erlebt und bin dann 67 Jahre alt. Aber ich würde mich gerne, wenn die Gesundheit mir das erlaubt, dann auch weiter für die Deutschsprachige Gemeinschaft einsetzen", so Lambertz.
akn/km - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga