Um 6 Uhr in der Früh ist Jacques Vandermeulen, hauptberuflich Elektriker, bereits im Wald. "Jetzt wird es ernst. Alles muss für die Jagd vorbereitet werden. Und wenn ein Jäger einen großen Hirschen erlegen möchte, dann muss er vor allem gut suchen können", erklärt Vandermeulen.
Leider ist kein Tier in Sicht. Für den Jäger aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. "Es macht einfach Spaß. Früh aufstehen und dann in den Wald, den Sonnenaufgang erleben. Und mit ein bisschen Glück kann man einen Hirschen sehen. Das ist doch pure Magie."
Am Mittwoch wird die Jagdsaison offiziell eröffnet. In der ersten Phase ist nur die Ansitzjagd oder die Pirsch erlaubt. Später ist dann auch die Treibjagd möglich. "Die Ansitzjagd ist besser für die Jagd von großen ausgewachsenen Hirschböcken geeignet", erklärt Christian Crosset, Präsident der Jagdvereinigung Spa-Stavelot-Stoumont.
"Erstens kann man genauer schießen und zweitens erlauben wir nur den Abschuss gewisser Kategorien. Die jungen Hirschböcke sollen noch wachsen und von ihnen dürfen nur Fotos geschossen werden. Die über Zehnjährigen sind aber zum Abschuss freigegeben."
400 Hirsche
Die Jagdvereinigung von Spa, Stavelot und Stoumont vereint 70 Jagdreviere auf 45.000 Hektar. Sie hat die Altersregelung festgelegt. Die Zahl der zu erlegenden Tiere bestimmt dagegen die Forstverwaltung. Dieses Jahr müssen es 400 Hirsche sein.
"Es ist eine paradoxe Situation. Ein Jäger möchte nicht zu viel schießen", erklärt Christian Crosset. "Er denkt bereits an die nächsten Jahre. Wenn er in einem Jahr zu viele Tiere schießt, gibt es in den folgenden Jahren einfach zu wenig. Deshalb sind wir eher für eine kleinere Menge."
"Die Forstverwaltung sieht aber an erster Stelle den Wald. Und wenn es zu viele Wildschäden gibt, dann werden die Abschussquoten eben mal erhöht." Und wenn die vorgeschriebenen Quoten nicht erreicht werden, dann müssen schwere Geldstrafen bezahlt werden. Das war schon letztes Jahr der Fall.
Aber wenn sich das Wild an junge Bäume ran macht, dann entstehen Schäden und die Bäume können nicht mehr verkauft werden. Die Suche nach dem perfekten Gleichgewicht für Tier, Natur und Mensch muss also immer weiter gehen.
tlv/mz - Bild: Carsten Rehder/EPA