Auf dem ersten Plakat von 1966 ist noch der alte Uniroyal-Turm an der Rennstrecke von Francorchamps abgebildet. Zwischendurch sind die belgischen Holzfällermeisterschaften auch nach Malmedy umgezogen. Zum dritten Mal bildet nun die frühere Abtei von Stavelot eine ansprechende Kulisse für die 50. Auflage einer Veranstaltung, wie es im Laufe der Zeit immer wieder ähnliche gegeben hat - aber keine andere vergibt den Landesmeistertitel, wie Philippe Bruyère vom ausrichtenden Verein unterstreicht.
Nicht weniger als 20 mal hat Raymond Kockelmann aus Francorchamps den Landesmeistertitel gewonnen. Inzwischen hat der heute 60-Jährige Platz gemacht für Jüngere. "Das letzte Mal war 2006. Ich meine, ich muss einmal aufhören - zu lange ist auch nicht immer gut", so Kockelmann.
Von klein auf hatte Raymond Kockelmann sich das Metier des Holzfäller von seinem Vater abgeschaut. Der einst naturnahe Beruf sei durch die fortschreitende Mechanisierung und Automatisierung aber nicht mehr derselbe. "In den 90er Jahren waren viele Windbrüche gefallen, da hat die Mechanisierung im Wald Einzug gehalten. Der Beruf ist dann ein ganz anderer geworden. Jetzt muss immer mehr gemacht werden und gleichzeitig wird weniger verdient."
Diesen Beruf ins Blickfeld rücken ist eines der Hauptziele bei den belgischen Holzfällermeisterschaften. Darum findet der Auftakt auch da statt, wo Bäume gefällt werden: mitten im Wald!
Der Weg zum Austragungsort bei Blanchimont ist ausgeschildert. Am Nachmittag des ersten Tages stehen in Stavelot dann die Ausscheidungsprüfungen auf dem Programm: Nur zehn der insgesamt rund 20 Kandidaten kommen ins sonntägliche Finale. Spektakulär sind die Übungen allemal: ob mit Ketten- oder Handsäge, Schäleisen oder Axt - und manch einer ist mit der Hand schneller als andere mit der Motorsäge, sagt Philippe Bruyère.
Schön anzuschauen ist auch der außerhalb der Wertung laufende Skulpturenwettbewerb mit Kettensäge. Statt zu geschnitzten Eulen, Bären oder Eichhörnchen soll das handwerkliche und künstlerische Talent der Holzfäller diesmal zu Motiven unter dem Oberthema der "Tempelritter" führen - wie bei der Ausstellung in der angrenzenden Abtei.
In zwei Jahren will das Komitee dann wieder eine große forstwirtschaftliche Messe organisieren - diesmal habe die Zeit dafür nicht gereicht, sagt Philippe Bruyère. Und das gehe nur, wenn alle mitziehen...
Text und Bilder: Stephan Pesch