Der Putschversuch in der Türkei hat nach Ansicht des Netzwerks türkischer Wissenschaftler für den Frieden schlechte Folgen für die Demokratiebewegung in dem Land. Eine kritische Meinung führe zum Verdacht, man habe etwas mit den Putschisten zu tun, sagte die Dozentin der Istanbuler Bogaziçi-Universität Esra Mungan am Donnerstag in Aachen. Angst breite sich aus. Ein geplanter Zusammenschluss des Netzwerks mit demokratischen Oppositionsgruppen sei von dem Putschversuch überschattet, sagte Mungan.
Das Netzwerk Wissenschaftler für den Frieden wurde am Abend mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Die Initiative hatte sich im Januar 2016 mit einem öffentlichen Appell an die türkische Regierung gewandt, den Konflikt in den Kurdengebieten beizulegen. Zunächst hatten mehr als 1.000 Wissenschaftler den Appell unterschrieben.
Danach habe gegen sie eine "Hexenjagd" begonnen, sagte Mungan. Es habe Kündigungen, Ausgangssperren und Ausreiseverbote gegen Wissenschaftler gegeben. Vom Ausreiseverbot sei auch ein deutscher Wissenschaftler betroffen. Andere Kollegen seien wie sie selbst wegen mutmaßlicher terroristischer Propaganda bis zur 40 Tage ins Gefängnis gesteckt worden.
Trotz der Repressionen hätten weitere 1.000 Wissenschaftler unterschrieben. "Ich bin der Meinung, dass solche mutigen Taten äußerst nötig sind und sich vervielfachen müssen", sagte die Preisträgerin laut einer vorab veröffentlichten Dankesrede.
Mit dem nationalen Preis wurde die Bürgerinitiative "Offene Heide" bei Magdeburg ausgezeichnet. Sie ruft seit 20 Jahren zu Protestmärschen gegen das Gefechtsübungszentrum (GÜZ) der Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt auf.
dpa/rkr/mg