Über der Theke hängt eine Holzscheibe mit dem Datum der Einweihung: 15. April 1956 - eigentlich wäre in diesem Jahr ein Grund zum Feiern gewesen. Danach ist den Mitgliedern vom geschäftsführenden Vorstand der VoG Dorfsaal Oudler aber nicht zu Mute. Möglicherweise sehen sie sich bald gezwungen den Saal ganz zu schließen, wie Gregor Kalpers erklärt. Warum? "Weil wir es nicht mehr verantworten können, wenn hier mal was passiert, dass wir dafür haftbar sind. Das kann und will keiner von uns aus dem Vorstand verantworten."
Der Saal, etwas oberhalb der Kirche von Oudler, gehörte ursprünglich dem Musikverein und war seinerzeit ausschließlich durch Eigenleistung gebaut worden. Dass er schon bessere Zeiten gesehen hat, wird auf den ersten Blick klar. Vor zwölf Jahren tat sich der Musikverein darum mit der Karnevalsgesellschaft und den Junggesellen zusammen, um den Saal gemeinsam zu verwalten und dessen Zukunft zu sichern.
"Unser Ziel war es von Anfang an, einen Neubau zu gewährleisten. 2004/2005 waren die ersten Projekte fertig - seitdem sind wir eigentlich in der Warteschleife. Wir haben hier nichts mehr investiert, weil die Bausubstanz von Grund auf marode ist", erklärt Gerd Hennen.
In der Zwischenzeit gab es verschiedene Anläufe, hinter dem Lokal wurde Land hinzugekauft, um Platz zu schaffen für einen Neubau. "Wir wollen einen rechteckigen Bau von 13 mal 28 Meter mit zwei Anbauten, komplett unterkellert für Versammlungsraum, Probelokal und Stauraum für die Vereine, die in der VoG sind. Oben soll dann der komplette Saal für größere Feste genutzt werden", so Gregor Kalpers.
Geschätzte Kosten: 700.000 Euro
Auch für die Finanzierung der geschätzten Kosten von gut 700.000 Euro hat die VoG in den vergangenen Monaten ein Modell erarbeitet: Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat Bereitschaft signalisiert, 60 Prozent zu übernehmen - die verbleibenden knapp 300.000 Euro muss die VoG stemmen. Sie hat auch eine Bank gefunden, die ihr ein Hypothekendarlehen über eine Laufzeit von 30 Jahren gewährt würde. Allerdings: "Für diese hohe Summe und diese lange Laufzeit brauchen wir die öffentliche Hand", weiß Kalpers.
Die Gemeinde Burg Reuland ist aber nicht bereit, für diese Summe zu bürgen - das wurde noch am Dienstagabend im Gemeinderat deutlich. Zwar habe sie andere Hilfen angeboten, aber eben nicht die dringend erforderliche Bürgschaft. Die Deutschsprachige Gemeinschaft, die auf der Grundlage eines Dekretes dazu in der Lage wäre, hat vergangene Woche ebenfalls abgewinkt - wie es hieß, weil das Sache der Gemeinde sei.
Die VoG Dorfsaal Oudler steckt damit in der Zwickmühle. "Das bedeutet, dass wir seitens der Bank keinen Kredit bekommen und unser Projekt jetzt dadurch sehr wahrscheinlich sterben wird", so Kalpers.
Bürge gesucht
Zu Grabe tragen, wollte die VoG das Vorhaben aber noch nicht: Bis heute muss es bei der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingereicht sein, um gefördert werden zu können. "Wir haben eine Absichtserklärung unserer Bank, die einen Tilgungsplan erstellt hat, den wir mit unserer Akte nach Eupen schicken werden. Wir haben keine Bürgschaft, aber wir hoffen auf Verständnis von Seiten der Verwaltung, damit wir noch einige Tage Schonfrist bekommen, um vielleicht noch eine mögliche Bürgschaft nachreichen zu können," erklärt Hennen.
Die VoG sei sowieso nach allen Seiten hin gesprächsoffen. An ein Scheitern, wie es sich abzeichnet, wollen ihre Vorstandsmitglieder gar nicht denken. "Auf kultureller Ebene wäre das der Super-Gau. Wir sind das größte Dorf der Gemeinde mit einer regen Vereinstätigkeit. Wir sind über die kommunalen Grenzen hinaus auch bekannt als dynamisches Dörfchen. Aber ohne Infrastruktur, wo man Feste organisieren und feiern kann, sehe ich schwarz und das dörflich-kulturelle Leben wird einen Knacks bekommen - es ist die große Frage, ob es sich davon erholen wird", so Hennen.
Text und Bilder: Stephan Pesch