"Dear Hunter", also auf Deutsch in etwa "liebe Jäger", nennen sich die beiden Architekten, die seit Dienstag auf dem Werthplatz in Eupen wohnen. Sie wollen herausfinden, was die Eupener bewegt und wie man den Platz in Zukunft nutzen und umgestalten könnte.
Die Geschichte der "lieben Jäger" beginnt nicht in Eupen. 2014 gründeten Marlies Vermeulen und Remy Kroese das Studienbüro "Dear Hunter". Ihr Ziel ist es, wie bei einem Jäger, ihre Umgebung genau zu analysieren, mit ihr zu verschmelzen und so ein Teil von ihr zu werden. Dadurch bekommen die beiden Architekten tiefe Einblicke in die Lebenswelt der Menschen vor Ort und können - so ihr Ansatz - besser verstehen, was Menschen von einem Ort erwarten und welche Entwicklungsmöglichkeiten es gibt. "Ein Studienbüro kommt punktuell für ein paar Stunden nach Eupen und diese Menschen leben und arbeiten hier vor Ort. Das heißt, sie erleben morgens um sechs den Aufbau des Marktes, den Lambertusmarkt, das Schulchaos - eben das ganz normale Leben in Eupen", erklärt Eupens Erste Schöffin, Claudia Niessen, die sich von dem Projekt eine andere Perspektive auf die Stadt erhofft.
Vor Eupen waren die "Dear Hunter" schon in fünf anderen Städten, wo sie jedes mal einen anderen Aspekt des Zusammenlebens in der Stadt untersucht haben. Nach Aachen, Hasselt, Maastricht, Genk und Heerlen folgt jetzt also Eupen. "Wir haben hier zwei Container von jeweils zwölf Quadratmetern. In dem einen leben und wohnen wir, in dem anderen empfangen wir Gäste", erklärt Remy Kroese. Bis zu sieben Nächte pro Woche verbringen die Dear Hunter im Container. Nur ab uns zu geht es mal nach Hause, um den Briefkasten zu leeren.
Doch wie lebt es sich eigentlich in so einem Container?
"Das ist sehr intensiv. Jede drei Monate andere Leute - das ist alle drei Monate Abschied nehmen und neu anfangen", sagt Kroese. "Die Container sind schon in Ordnung, wir sind auch viel unterwegs, müssen die Stadt kennenlernen." Die Container würden auch helfen, sich auf ein einziges Projekt zu konzentrieren, ist sich Kroese sicher.
Die Ergebnisse der Jagd präsentieren die beiden Architekten auf einer großen Karte, die den Platz geprägt von den Erfahrungen der Bürger und ihren eigenen Eindrücken wiedergibt. Außerdem wird es einen Atlas geben, der die Karte ergänzt und auf einzelne Bereiche zusätzlich eingeht. "Der Atlas enthält ziemlich viele Zeichnungen und Texte. Leute erzählen uns, wie der Werthplatz funktioniert. Dazu gibt es eine Analyse von uns, die die Stadt dann für die weitere Entwicklung nutzen kann", erklärt Kroese.
Claudia Niessen hofft, dass genügend Leute Interesse zeigen, sich bei dem Projekt einbringen und über den Werthplatz erzählen. "Wenn sich dann herauskristallisiert hat, was für einen Platz wir uns wünschen, welche Bedürfnisse die Menschen haben, die hier leben, arbeiten, sich aufhalten, können wir einen Planer beauftragen, den Platz städtebaulich zu gestalten", sagt Niessen.
Wer mit den beiden Architekten Kontakt aufnehmen oder einen Termin vereinbaren will, kann das am besten per Email machen oder einfach vorbei gehen. "Wir sind quasi immer hier - einfach an der Tür klopfen", lädt Remy Kroese ein.
Webseite des Büros und des Projekts
Termine Tag der offenen Tür auf dem Werthplatz: 20. und 21. August 2016
Termine Tag der offenen Tür der Dear Hunter beim Rat für Stadtmarketing (Tourist Info): 26. August, 23. September und 22. Oktober, jeweils von 10:00 bis 13:00 Uhr
Anne Kelleter