Sie prägt das Bild des Dorfes Born und ist von vielen Seiten gut zu sehen: die frühere Eisenbahnbrücke. Unter einem ihrer Brückenbögen rollt der Straßenverkehr, unter einem anderen der Radtourismus auf dem RAVeL. Und mittlerweile kann man sich von einem Aussichtspunkt, hoch oben auf dem Viadukt, auch die Umgebung anschauen.
Ein besonderes Bauwerk
"Es ist immer da gewesen, es ist etwas Großartiges, es steckt eine Geschichte dahinter, es ist für uns auf jeden Fall das Wahrzeichen vom Dorf." - Was der Borner Hermann Willems hier beschreibt, ist ein Bauwerk, das es in dieser Form nur selten zu bestaunen gibt, erst recht mitten im Dorf.
Der 285 Meter lange Viadukt mit seinen elf Bögen erinnert an eine längst vergangene Eisenbahngeschichte. Angefangen hatte diese schon in den 1880er Jahren mit dem Bau der Vennbahn von Aachen nach St. Vith. Aus strategischen Gründen kam im Ersten Weltkrieg die 23 Kilometer lange Ost-West-Verbindung nach Vielsalm hinzu. Um die bestehende Linie zu überbrücken, wurde von März bis November 1916 der Viadukt errichtet.
"Wenn man bedenkt, wieviel Beton da verarbeitet worden ist, man spricht heute von 19.000 Kubikmetern Beton, die da in kürzester Zeit, in wenigen Monaten verarbeitet wurden - also es war schon eine Meisterleistung, wenn auch unter sehr schlechten Bedingungen für die Arbeiter, aber es war eine Meisterleistung," erzählt Frédéric Arens.
Die dunkle Seite
Frédéric Arens und Hermann Willems wissen auch von der dunklen Seite dieser Geschichte: "Es waren damals 800 Arbeiter involviert, 400 deutsche Verschaler und 400 andere, die hinzugezogen wurden, von denen kamen viele beim Bau der Brücke um," weiß Frédéric Arens. Und Hermann Willems fügt hinzu: "Unter anderem sind russische Kriegsgefangene dabei gewesen, die auch in zwei Lagern in Born untergebracht waren."
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm die belgische Staatsbahn die Strecke mit dem Viadukt und entfernte den an der Stirnseite gemeißelten Hinweis auf dessen Namensgeber Friedrich Freiherr von Korff, bis 1920 preußischer Landrat im Kreis Malmedy. Anders als ihr Pendant von Hermanmont bei Vielsalm überstand die Borner Brücke auch den Zweiten Weltkrieg: "Wie bei den meisten Kriegsbauwerken gab es auch in der Borner Brücke Sprengkammern", erklärt Frédéric Arens, "diese wurden aus unerklärlichen Gründen nicht gezündet und so ist es schon verwunderlich, dass die Borner Brücke als einer der wenigen dieser Kriegsbauten immer noch steht."
Brücke ist auf einem Teil zugänglich
Wobei auch an ihr der Zahn der Zeit nagte - und weil der Viadukt eine vielbefahrene Straße überspannt, war zwischenzeitlich aus Gründen der Verkehrssicherheit sogar ein möglicher Abriss erwogen worden. "Man hat vor Jahren auch schon mal Netze aufgehängt, um zu vermeiden, dass Betonteile runterfallen, aber das war mehr Flickerei", so Hermann Willems, "voriges Jahr ist sie nun teilsaniert worden, die zwei ersten Bögen - und das in Verbindung mit einer Plattform, die durch eine Treppe zu erreichen ist, aber auch vom RAVeL, von der Grillhütte her."
Durch das im Rahmen der Ländlichen Entwicklung geförderte Projekt ist die bis zu 18 Meter hohe Brücke nun auf einem Teil zugänglich. Auf dem gleichzeitig hergerichteten Dorfplatz im Schatten des Viaduktes wird am Wochenende das hundertjährige Bestehen gefeiert.
Ausstellung rundet Jubiläum ab
Gleich nebenan, in der Borner KunsTGalerie erinnert eine Ausstellung, die vom Geschichtsverein ZVS gestaltet wurde, an die Geschichte des Dorfes und der früheren "Kriegsbahn". Dort sind auch die Ergebnisse eines Kreativwettbewerbs zu sehen: "Wir haben einige schöne Kunstobjekte erhalten, 13 von Erwachsenen und sieben Kunstwerke beim Kinderwettbewerb... alles dreht sich um das Thema Borner Brücke."
Über das Wochenende hinaus ist die Ausstellung in der Borner Kunstgalerie bis zum 4. September zu sehen, jeweils mittwoch-, samstag- und sonntagnachmittags. Eine geschichtskundliche Wanderung führt am Sonntagvormittag ab 9:30 Uhr auf die Spuren der fränkischen Siedlung Born. Diese Wanderung wird übrigens zum Abschluss der Ausstellung am 4. September wiederholt.
Text und Bilder: Stephan Pesch