Seit Dienstag findet im kanadischen Montréal das 13. Weltsozialforum statt - "eine riesige Zusammenkunft von Gewerkschaften aus allen Ländern der Welt. Dazu kommen Hilfsorganisationen wie Terre des Hommes, Aktion 11.11.11, Brot für die Welt, aber auch Amnesty oder Attac", erklärt Bernd Despineux, Bezirkssekretär der Christlichen Gewerkschaft CSC, der dabei ist.
Erwartet werden bis zu 50.000 Teilnehmer aus aller Welt. Das Weltsozialforum ist eine Art Gegenveranstaltung zu den anderen Gipfeln, beispielsweise dem Weltwirtschaftsgipfel der G8-Staaten oder der Welthandelsorganisation WTO.
"Alle diese Gruppierungen treffen sich, um gemeinsam über das Thema nachzudenken: Eine bessere Welt ist möglich. Eine wesentlich gerechtere Welt ist möglich - eine sozial gerechtere Welt mit weniger Unterschieden zwischen Reichen und Armen", erklärt Despineux im BRF-Interview.
Vorträge, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden
"Es gibt reine Vorträge, zum Beispiel von Ricardo Petrella. Er wird nicht über seine üblichen Themen im Bereich Wirtschaftswissenschaften reden, sondern über den Reichtum des Wassers und die ganzen Konfliktpotenziale, die mit Wasser verbunden sein können."
Besonders gespannt ist Bernd Despineux auf den Vortrag von Bernie Sanders, der im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur gegen Hillary Clinton angetreten war. "Denn ein amerikanischer Demokrat steht ja viel weiter rechts als unsere rechteste Partei."
Daneben gibt es Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen. "Wir als CSC veranstalten einen Workshop zum Thema 'Soziale Sicherheit für jeden ist möglich'. Da geht es vor allem um die Ausbeutung von Arbeitnehmern in der Dritten Welt, wo wir sagen: Moment, so kann es nicht weitergehen. Auch diese Leute haben Anrecht auf eine Krankenversicherung und eine Pension."
Vergleichbare Situation in Belgien und Kanada
Für Bernd Despineux erweitert die Teilnahme am Weltsozialforum den Blick auf die Dinge. "Man lernt sehr, sehr viel. Hier geht es wirklich um eine persönliche Weiterbildung, aber es geht auch um den Kontakt mit anderen. Zum Beispiel war mir gar nicht bewusst, wie ähnlich die Situation in Kanada und Belgien ist. Der Druck auf die Arbeitnehmer ist vergleichbar. Die Tendenz, alle möglichen öffentlichen Dienste zu privatisieren - mit dem Versprechen "Dann geht es besser", was bisher noch nirgends der Fall ist."
"Aber überall wird die gleiche Litanei gesungen, dass man Kosten einsparen muss und öffentliche Dienste privatisieren, um eine bessere Welt zu schaffen. Und überall sieht man, dass genau das ein Trugschluss ist. Was wir brauchen, sind starke öffentliche Dienste, die aber auch dann ihre Rolle richtig spielen und Dienstleistungen für die Bevölkerung erbringen."
In einer Abschlusserklärung wird das Weltsozialforum Forderungen stellen, die dann den politischen Entscheidungsträgern in aller Welt übermittelt werden, wie Despineux erklärt.
vk/km - Bild: Clement Sabourin/AFP