Dass der Raerener Bahnhof Potential hat, darüber sind sich in Raeren alle einig. Das weitläufige Areal liegt direkt am Ravel auf einem Hügel über Raeren und neben dem Radweg bleiben zahlreiche Zeugnisse aus der Zeit, in der in Raeren noch reger Zugverkehr herrschte. Da gibt es die ehemaligen Bahnhofsgebäude, alte Schienen, eine Drehscheibe für Waggons und Lokomotiven, sowie ein altes Stellwerk, das eins der letzten seiner Art ist.
"Man sieht, welche Wege sich hier kreuzen. Man hat zum einen den Ravel, die Fahrradautobahn, man hat den Raerener Rundweg, der bis in den Augustinerweg hineinführt. Man hat natürlich die Bevölkerung Raerens, die bei vereinzelten Festen auch dieses Fleckchen hier sehr gut annimmt. Ich denke, dieser Ort hat Potenzial", sagt der Fraktionsvorsitzende der CSL Raeren, Mario Pitz.
Seit der Ravel fertig ist, passieren darauf rund 100.000 Personen pro Jahr den Raerener Bahnhof. Das Gelände auch touristisch zu nutzen, liegt also auf der Hand. Dazu hat die Gemeinde Ende 2014 zwei alte Eisenbahnwaggons angeschafft und einen Naturlehrpfad, sowie einen gekiesten Platz mit Sitzgelegenheiten angelegt. Direkt am alten Stellwerk sollte eine kleine Gastronomie mit Sanitäranlagen, Terrasse und Grillhütte entstehen.
"Das aktuelle Projekt, das die Gemeinde sozusagen von oben herunter plant und realisiert, sehe ich einige Kragenweiten zu groß. Zum einen ist die Gemeinde selbst kein Tourismusakteur, kein Experte. Und ich sehe die Gemeinde auch nicht in der Pflicht, eine Schankstätte zu errichten. Der Gemeinde steht es an, Voraussetzungen zu schaffen, dass sich Dinge entwickeln. Und das Ganze kann auch später in das große Bahnhofsgebäude hinüberschwappen, dass da wirklich eine große Gastronomie mit einem professionellen Betreiber entsteht."
Die CSL kritisiert also nicht nur den Stillstand, sondern auch das Dossier an sich. Kein Konzept, sagt Mario Pitz, und dass die Verantwortlichen der Mehrheit Steuergelder ausgeben, ohne vorher sorgfältig über die Details nachzudenken. So fehlten in dem ersten Entwurf behindertengerechte Toiletten und auch ein Spielplatz für Kinder ist erstmal nicht vorgesehen.
Die CSL schätzt, dass das Gesamtprojekt, so wie es die Mehrheit nun plant, rund 200.000 Euro kosten wird. Zu teuer, findet sie und hätte stattdessen lieber klein angefangen und sich dann hochgearbeitet. "Ich hätte der ersten Idee der ländlichen Entwicklung mehr Leben eingehaucht, wo es 2012-2013 hieß: Lasst uns doch mit den Eisenbahnern zusammen einen Betreiberverein gründen, der einen Kiosk hier betreibt."
"Die Gemeinde hätte locker eine Weihnachtshütte stellen können, Strom, Wasser und eine kleine Toilette anlegen können. Und dann wäre hier schon seit drei Jahren Bewirtung. Und ich denke, Investoren würden dadurch auf das Potenzial dieses Geländes aufmerksam werden."
Text und Bilder: Anne Kelleter