Sieben Jahre lang waren Bernadette Hüwels und ihr Mann Robert nicht mehr in Äthiopien. Umso mehr sieht sich die Präsidentin von "Menschen für Menschen Belgien" in der Arbeit ihrer VoG bestätigt, die mit Spendenmitteln (nicht nur aus Ostbelgien) den Bau von Schulen unterstützt und so die Grundlage schafft für die Entwicklung in anderen Lebensbereichen, etwa beim Kampf gegen die Bodenerosion.
"Was mich ganz stark beeindruckt hat, das war bei den Terrassierungen und auch bei dem Schulbauprojekt: Die Leute, die Verantwortung hatten, das waren ganz junge Männer von 25, 30 Jahren, die ihren Job gelernt haben und die wirklich mit Herz dabei waren, um die Projekte voranzutreiben", sagt Bernadette Hüwels im BRF-Interview.
Die kleine Delegation aus Ostbelgien konnte so mit mehreren tausend Einheimischen die Schule Tulu Sertu einweihen - das mittlerweile dritte Schulbauprojekt, das von "Menschen für Menschen Ostbelgien" getragen wurde. "Und die vierte ist schon im Bau in Legehida, das ist die Majete HPS. Das ist eine ähnlich große Schule mit drei großen Blöcken mit je vier Klassenräumen, die auch für 1400 Schüler gedacht ist. Wir konnten die Leute beim Bau beobachten, es waren 42 Leute auf der Baustelle, Frauen, Männer, jeder fasste an und alles nur mit der Hand."
Auch der Lerneifer der Schulkinder, die zum Teil einen mehrstündigen Schulweg auf sich nehmen, hat bei den Gästen aus Ostbelgien einen starken Eindruck hinterlassen. "Sie wissen, wofür sie lernen wollen, sie wollen hauptsächlich Krankenschwester oder Doktor oder Lehrer werden. Sie wollen ihrer Bevölkerung helfen. Das bestätigt uns natürlich und macht uns voller Mut, weiter Gelder zu sammeln, um die Bildung in Äthiopien voranzutreiben."
Diese Hilfe zur Selbsthilfe erstreckt sich auch auf andere Bereiche, die miteinander verzahnt sind. So unterstützt die Gemeinde St. Vith über ihre Stadtwerke und den Wasserpreis die Förderung von sauberem Trinkwasser in Borecha, südwestlich von der Hauptstadt Addis Abeba. "Dort beteiligen wir uns über die sechs Jahre dieser Legislaturperiode, und zwar mit einem Cent pro verkauftem Kubikmeter Wasser. Das entspricht über die sechs Jahre rund 30.000 Euro, die in 35 Handpumpen investiert werden", erklärt Herbert Grommes.
Der St. Vither Schöffe hat sich ebenso vor Ort ein Bild machen können wie André Servais als Leiter der Stadtwerke. Durch hydrogeologische Untersuchungen ist gewährleistet, dass die Quellen oder Bohrungen nach Jahren noch ergiebig sind. Ein kleines Dorfkomitee sorgt für den Unterhalt der Wasserstellen und achtet auf die Pumpen.
"Wir konnten uns an drei Wasserstellen überzeugen, dass diese Pumpen funktionieren und auch erhebliche Erleichterungen vor allem für die Frauen und die Kinder bringen", sagt Grommes. "Die Transportwege werden kürzer und ein wesentlicher Aspekt ist, dass die Kinder nicht mehr an Magen- und Darminfektionen erkranken, was natürlich zu einer besseren Lebensqualität beiträgt."
Statt das Wasser von weit her tragen zu müssen, können die Frauen einem Nebenerwerb nachgehen und die Kinder die Schule besuchen. So greift in dem Gesamtkonzept von "Menschen für Menschen" ein Rad ins andere, wie Grommes erklärt: "ob es Ausbildung ist, ob es Mikrokredite für Frauen sind, ob es land- oder forstwirtschaftliche Maßnahmen sind, die dort ergriffen werden."
"Also man sieht schon, dass die Dinge dort vorankommen und wir sind eigentlich beruhigt, dass dieses Konzept so aufgestellt ist und auch so verwirklicht wird, in Zusammenarbeit mit den föderalen und auch lokalen Behörden vor Ort."
Stephan Pesch - Bilder: Menschen für Menschen Belgien VoG