Für die frühe Uhrzeit ist auf dem Parkgelände vor dem Rathaus von Vielsalm ganz schön was los. "Commune d'Europe" steht an der Fassade - und selbst die Briten marschieren hier noch mit, wie der Union Jack am Tornister eines Soldaten zeigt.
Die Begegnung steht am Ursprung dieses Marsches, der 1967 vom dritten Bataillon der Ardennenjäger ins Leben gerufen wurde. Und sie ist auch heute noch Motivitation für Militärangehörige wie Alain Genten aus Hünningen bei Büllingen. "Das ist eine gute Verbindung mit anderen Ländern, Militärs von Deutschland, Kroatien usw. Natürlich ist man auch froh, Kollegen aus Belgien zu treffen. Und auch der Kontakt mit den Zivilleuten ist schön", sagt Alain Genten, der seit sieben Jahren auch den Gedenkmarsch an der Yser bestreitet.
Für ihn fällt die MESA in diesem Jahr etwas kürzer aus. "Normalerweise mache ich immer die vier Tage. Aber dieses Jahr konnte ich nur die drei Tage machen. Gestern war es drückend heiß, ein bisschen hart, aber kein Problem - man muss ein bisschen in Form sein, dann geht das schon."
An der nötigen Fitness fehlt es auch den Zivilisten um Daniel Sproten aus St. Vith nicht. "Wir sind auch im 'normalen' Leben Wanderer und es tut gut, noch mal 30 Kilometer am Stück zu machen. Wir sind eine Gruppe von Freunden und Nachbarn, die regelmäßig wandern. Die Gegend kennenzulernen und dann eben auch die Gemütlichkeit im Anschluss an die Wanderung, man sitzt zusammen, unterhält sich, trinkt ein Glas, das ist wunderbar."
Auch Sanny Theis aus St. Vith gehört zu den erprobten MESA-Teilnehmerinnen. 1972 war sie zum ersten Mal mit Ehemann und Kindern dabei. "Und mittlerweile nehmen unsere Kinder uns mit. Sie machen die große Strecke und wir die kleine ... und eine Enkelin ist dieses Jahr dabei!" In dieser generationenübergreifenden Dimension sieht Didier Ameeuw das Erfolgsrezept der MESA. "So kann es ruhig noch 50 Jahre weiter gehen", sagt der Präsident des Wanderclubs der Ardennenjäger.
Zur 50. Auflage kennt die MESA noch keine Ermüdungserscheinungen, wie der hauptverantwortliche Major Tanguy de Maere zufrieden feststellt. Alleine am heißen Donnerstag wurden etwas mehr als 5000 Wanderer und Marschierer gezählt. Zwangsläufig seien in diesem Jahr etwas weniger Militärs dabei - sie müssen bekanntermaßen verstärkt Aufgaben zur Wahrung der inneren Sicherheit übernehmen.
Den anhaltenden Erfolg der Veranstaltung erklärt sich Tanguy de Maere durch das wachsende Interesse am Wandern. Die MESA sei aber noch mehr, angefangen beim Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege. Unterwegs machen die Wanderer an verschiedenen Kriegerdenkmälern und Gedenkstätten Halt.
Das Miteinander von Militärangehörigen und Zivilisten in der gemeinsamen Anstrengung des Wanderns schafft also eine besondere Atmosphäre. Das sieht auch Michel Bailly aus der Nähe von Dünkirchen in Frankreich so. Und auch Daniel Sproten und seine Begleitung haben sich dazu Gedanken gemacht. "Heute morgen sprachen wir noch am Tisch darüber und sagten uns: Es ist doch gut, dass man dem Zweiten Weltkrieg und dem Frieden im Anschluss nochmal gedenkt."
Hintergrund: 50. MESA
Die mehrtägige Veranstaltung "Marche Européenne du Souvenir et de l'Amitié" diente ursprünglich dem Gedenken an Krieg und dem Aufbau von europäischen Freundschaften. Mittlerweile steht die MESA auch im Zeichen des Breitensports. Militärangehörige, Zivilisten und Schulen nehmen daran teil.
Die Initiative zur MESA war 1967 vom dritten Bataillon der Ardennenjäger ausgegangen. Die Etappenorte der Jubiläumsausgabe 2016 waren Arlon, Martelange, Bastogne, Houffalize und Vielsalm.
Text und Bilder: Stephan Pesch/BRF