Die Wallonie, das Streikistan des Landes? Diesen Eindruck scheinen die neuesten Zahlen des Landesamts für Soziale Sicherheit, ONSS, zu bestätigen, wie die Wirtschaftszeitung L'Echo berichtet. Demnach wurden im vergangenen Jahr etwas mehr als 200.000 Streiktage in Belgien gezählt. Rund die Hälfte davon entfallen auf die Wallonie, 100.000 also. Die beiden anderen Regionen teilen sich mehr oder weniger den Rest: jeweils 50.000 Streiktage in Brüssel beziehungsweise in Flandern.
Die Hälfte aller Streiktage gab es also in der Wallonie, wobei die übergroße Mehrheit der Betriebe im Norden des Landes angesiedelt ist - das spricht eigentlich Bände."Eigentlich", denn im Jahr 2014 war es noch genau umgekehrt. Da wurden in Flandern rund 100.000 Streiktage mehr gezählt als in der Wallonie...
Aber apropos: Bemerkenswert ist auch die Feststellung, dass es eigentlich im vergangenen Jahr vergleichsweise still war: 200.000 Streiktage, das ist mal eben vier Mal weniger als im Jahr 2014. Da wurden 760.000 Streiktage registriert.
Festmachen kann man das an den Protesten gegen die Politik der Regierung Michel. Das ist fast rekordverdächtig: Nur 1993 gab es mehr Streiktage, nämlich über 900.000. Hintergrund waren damals die Proteste gegen den Globalplan von Premier Jean-Luc Dehaene.
Roger Pint - Foto: Virginie Lefour/BELGA