"Ich werde zu einem anderen Anbieter wechseln", erklärt eine enttäuschte Kundin und spricht damit vielen anderen aus dem Herzen. Lampiris hat sich seit seiner Gründung 2003 konsequent als grüner und belgischer Energieversorger präsentiert. Dass die Firma mit Sitz in Lüttich jetzt ausgerechnet an den Ölkonzern Total verkauft wird, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Vorwurf: Lampiris habe seine Seele an den Teufel verkauft.
Die ersten der rund 800.000 Kunden haben bereits gekündigt. Weitere könnten folgen. Mit negativen Reaktionen hatte das Unternehmen zwar gerechnet, nicht aber mit einer solchen Protestwelle. "Hoffentlich geben die Kunden uns ein bisschen Zeit, um zu beweisen, dass wir unseren Werten treu bleiben", sagt Lampiris-Geschäftsführer Tom Van de Cruys. Lampiris wolle auch in Zukunft grünen Strom anbieten und dank Total noch besser werden, so der Geschäftsführer. Das Unternehmen werde zwar übernommen, nicht aber seine Seele.
Der französische Ölriese wird bis zu 200 Millionen Euro auf den Tisch legen müssen, um den belgischen Strom- und Gasversorger zu übernehmen. Vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen zu. Total will nach eigenen Angaben über Lampiris in den Energiemarkt für Privatkunden einsteigen und seine umweltfreundliche Sparte ausbauen.
"Dank Total können wir in nachhaltige Energiequellen investieren, wie Photovoltaik und Batterien. Außerdem können wir unseren Kunden mehr Dienste und Service anbieten", ist Tom Van de Cruys überzeugt. Viele Kunden bleiben aber skeptisch. Grüner Strom und ein Ölkonzern, das passe irgendwie nicht zusammen, sagt Noch-Lampiris-Kunde Nicolas Lemoine.
Sollte die Übernahme stattfinden, dann würden die drei größten Energieversorger in Belgien - nämlich Electrabel, Luminus und Lampiris - in den Händen französischer Konzerne sein.
Alain Kniebs - Bild: Siska Gremmelprez/BELGA