Der PS ist es schon besser gegangen, so viel ist sicher. Die Regierung stand zwar in letzter Zeit mächtig unter Druck, und die einzelnen Koalitionspartner bekommen das auch in den Umfragen zu spüren. Es fällt aber auf, dass die frankophonen Sozialisten davon - laut eben diesen Umfragen - nicht profitieren können. Im Gegenteil: Auch die PS liegt weit unter dem Wahlergebnis von 2014.
Ein Problem der PS heißt PTB: die Sozialisten werden von der Extremen Linken rechts überholt. Die PTB macht immer noch laut Umfragen einen Sprung von fünf auf über 13 Prozent.
Das Ganze macht die Sozialisten offenbar richtig nervös, wenn man Le Soir glauben kann. "Die PS überlässt der PTB das Feld", beklagten ungenannte PS-Mitglieder in der Brüsseler Zeitung. Und die Schuld daran geben demnach viele dem allmächtigen Parteichef, Elio Di Rupo. Der sei als Oppositionsführer nicht glaubwürdig, weil er ja immer noch für die auch nicht immer sehr sozialen Maßnahmen der Vorgängerregierung geradestehen muss. Aber schlimmer noch: Di Rupo wirke, als fühle er sich immer noch als Premier. Statt wadenbeißerisch komme der Mann aus Mons viel zu staatsmännisch daher. All das kommt laut Le Soir aus dem Munde von zum Teil hochrangigen PS-Mitgliedern, die der Mut allerdings in dem Moment verlässt, wo es um Namensnennungen geht.µ
Nichtsdestotrotz: "Il y a le feu au lac", analysiert die Brüsseler Zeitung. Da Seen im deutschen Volksmund nicht brennen, könnte man das übersetzen mit: "Bei der PS brennt die Hütte". Die VRT hat sich also auf die Suche gemacht nach redseligen PS-Mitgliedern. Einer wollte vor der Kamera was sagen: Emir Kir, der Bürgermeister der Brüsseler Stadtgemeinde Saint-Josse. Und der klassierte den Soir-Artikel gleich in die Kategorie "Mythen und Märchen" ein: Völliger Quatsch sei das! Alle stünden hinter dem Vorsitzenden. Elio Di Rupo sei quasi die Partei, er halte den Laden zusammen. Deswegen sollte man solche Artikel besser gar nicht lesen.
Le Soir hat sich die Zitate wohl auch nicht aus der Nase gezogen. Elio Di Rupo wird inzwischen immer häufiger wie selbstverständlich der "Président à vie" genannt, Vorsitzender auf Lebenszeit. Da ist man nicht mehr weit vom "roten Papst". Gerade heute noch vergleicht die Zeitung La Libre Belgique den Mann aus Mons mit dem einstigen sozialistischen Übervater Emile Vandevelde. Vandevelde war Vorsitzender der damals noch nationalen "Belgischen Arbeiterpartei", und das gemäß dem Motto: "bis dass der Tod uns scheidet".
Di Rupo, Dauerpräsident: Genau damit hätte der eine oder andere Sozialist wohl so seine Probleme. Also er höre da was anderes, sagte Di Rupo der RTBF. Erst recht nach dem böswilligen Presseartikel habe er von den Leuten auf der Straße viel Zuspruch bekommen. Und wenn einer damit ein Problem hat, dann ist das eben sein Problem. Also bitte: Dass es innerhalb einer so großen Partei wie der PS schonmal Leute gibt, die anderer Meinung sind, das sei ja nun wirklich nichts Neues. Er aber, er sei der gewählte Vorsitzende. Diejenigen, die sich eine andere Strategie wünschen, die können ja bei der nächsten Präsidentenwahl in den Ring steigen.
Vielleicht mache er das aber auch selber: "Vielleicht kandidiere ich ja für meine eigene Nachfolge". Das wirkt da fast schon trotzig, um nicht zu sagen: herausfordernd. Di Rupo wird in einem Monat 65 Jahre alt, 2019 wäre er also 68. So viel zum Thema Rente mit 67, gegen die die PS ja sturmläuft.
2019 stehen ja auch die nächsten Parlamentswahlen an. Und die PS werde da nur ein Ziel verfolgen, sagt Di Rupo. Die Sozialisten wollen die Macht zurückerobern. Und er, Elio Di Rupo, scheint fest entschlossen zu sein, sich noch einmal die Schlüssel zur Rue de la Loi Nummer 16 zu sichern. Wer im Roten Dampfer das Steuer in der Hand hält, da lässt Di Rupo also keinen Zweifel aufkeimen. In der Zeitung L'Echo sagte er kurz und knapp kämpferisch: "Bei der PS, da gibt es nur einen Kapitän."
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA