Will die CGSP die Bahn tatsächlich zwei Wochen am Stück lahmlegen und damit Pendlern, Studenten alle anderen Fahrgäste ab Sonntag zur Verzweiflung bringen? Oder lässt die sozialistische Gewerkschaft gerade die Muskeln spielen, um noch mehr Druck auf die SNCB auszuüben und die eigene Verhandlungsposition zu stärken? Die Bahnkunden hoffen auf Zweiteres und blicken gespannt auf den Ausgang der laufenden Schlichtungsrunde.
Streikankündigung für den Notfall
Um den drohenden XXL-Streik abzuwenden, hatte die SNCB-Leitung bereits am Mittwochmorgen ihren Standpunkt gelockert. Offenbar ist die Eisenbahngesellschaft bereit, die umstrittene Ausgleichstage-Regelung um ein Jahr zu verschieben. Auch die Sanktionen für die wilden Streikaktionen der Bahnmitarbeiter ist sie offenbar bereit zu lockern. Man bewege sich auf eine Einigung zu, musste sogar CGSP-Unterhändler Serge Piteljon zugeben. Die zweiwöchige Streikankündigung halte man aber für den Notfall in der Hinterhand, so der sozialistische Gewerkschafter.
Auch Präsident Abdissi erklärte, dass die Streikankündigung nicht zwangsläufig bedeute, dass man zwei Wochen streiken werde. Man sei vielmehr bemüht, eine Lösung zu finden.
Die Verlängerung der Streikankündigung um eine Woche wurde einseitig von frankophoner Seite mitgeteilt. Der flämische Flügel der CGSP wollte keine Stellung zu dem Vorhaben beziehen. Sie erklärte jedoch, die Idee gehe einzig und allein auf das Konto des frankophonen Flügels der sozialistischen Bahngewerkschaft aus. Beim flämischen Flügel der Sozialistischen Gewerkschaft bleibt es vorerst bei einer angedrohten Streikwoche.
CSC unterbreitet Vorschläge zur Beilegung des Sozialkonflikts
Die Christliche Gewerkschaft hatte letzte Woche erklärt, vor den Sommerferien werde man nicht mehr streiken. Am Mittwoch unterbreitete die Gewerkschaft außerdem mehrere Vorschläge, um den Sozialkonflikt bei der Bahn beizulegen. In einer Pressemitteilung erklärt sie sich bereit, künftig auf den 15. November als Feiertag zu verzichten. Auch bei der Berechnung der sogenannten Kompensationstage signalisiert die CSC Entgegenkommen. Im Gegenzug verlangt sie ein Moratorium bis zum 1. Januar 2019 in Bezug auf die von der Direktion geforderten Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität.
Am Donnerstag soll es eine neue Schlichtungsrunde geben. Die belgischen Bahnkunden halten den Atem an...
belga/akn/mh - Bild: Luc Claessen (belga)