Ein Altpremier liest dem amtierenden Regierungschef in der Kammer die Leviten, das gab es zumindest in jüngerer Vergangenheit noch nie. PS-Chef Elio Di Rupo warf Charles Michel und seiner Regierung vor, den Sozialen Dialog sträflich zu missachten.
"Werden Sie ihrem Amt gerecht", appellierte Di Rupo an Michel. "Ergreifen Sie die Initiative, damit wir zusammen wieder zur Besonnenheit zurückfinden." Das Wort "zusammen" mag darauf hinweisen, dass sich auch die Opposition zumindest kooperationsbereit zeigt.
"Wir sind und bleiben offen für einen konstruktiven sozialen Dialog", antwortete Premier Charles Michel. Das allerdings nimmt die Opposition der Regierung eben nicht ab, wie die anschließende hitzige Debatte zeigte.
Und die Koalition wirft ihrerseits vor allem den Linksparteien weiter vor, bei den Streiks die Strippen zu ziehen. "Die PS spielt damit nur der kommunistischen PTB in die Karten", wetterte der OpenVLD-Fraktionschef Patrick Dewael. "Billige Polemik", erwiderte die PS-Fraktionschefin Laurette Onkelinx.
Alle Parteien verurteilten aber die zum Teil gewaltsamen Übergriffe bei diversen Protestaktionen.
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga