Es gibt manchmal Ereignisse, die eigentlich den Wert einer Anekdote haben, die dann aber doch alles andere in den Schatten stellen. Die Geburt des Panda-Babys im Tierpark Pairi Daiza ist so ein Ereignis. Der flämische Fernsehsender VRT machte mit der Geschichte sogar seine Mittagsnachrichten auf.
Die Verantwortlichen und Pfleger bei Pairi Daiza zeigten sich überglücklich über die Geburt. Und so ein kleiner Riesenpanda ist nicht nur lauter, als man denkt, sondern auch viel kleiner, als man es vielleicht erwarten würde. Der rosafarbene Baby-Panda hat vielleicht die Größe einer kleinen Ratte. "Ganze 171 Gramm brachte er auf die Waage", erklärt Tim Bouts, Cheftierarzt des Tierparks Pairi Daiza.
Um kurz nach 2 Uhr in der vergangenen Nacht kam der Kleine zur Welt. Tierpflegerin Tania Stroobants hatte tagelang neben Hao Hao gewacht; sie war denn auch sprachlos vor Rührung. "Das war alles unheimlich intensiv, aber doch genial", sagt die Pflegerin.
Experte für Befruchtung eingeflogen
Als am Morgen die Meldung über die Ticker ging, da liefen gleich die Sozialen Netzwerke heiß. Ein Panda-Baby im Tierpark Pairi Daiza, noch vor zehn Tagen galt das allenfalls als eine "Möglichkeit" - ob das Weibchen Hao Hao wirklich schwanger war, da gab es keine Sicherheit. Die Tierärzte hatten allenfalls eine "starke Vermutung".
Begonnen hatte alles im vergangenen Februar. Wieder war die natürliche Paarung zwischen den beiden Riesenpandas, die von einem chinesischen Forschungszentrum an Belgien ausgeliehen worden sind, nicht zustande gekommen. Weil Panda-Weibchen nur an ganz wenigen Tagen im Jahr fruchtbar sind, wurde gleich ein chinesischer Experte gerufen.
Doktor Li flog buchstäblich in Richtung Brugelette, um in Zusammenarbeit mit Veterinären der Universität Gent eine künstliche Befruchtung vorzunehmen. Belgien ist neben Österreich und Spanien das dritte europäische Land, in dem eine künstliche Befruchtung einer Panda-Bärin gelungen ist.
Chinesisches Märchen in Belgien
Und dieses "wunderbare Resultat", wie es Zoodirektor Eric Domb formuliert, ist der vorläufige Höhepunkt einer Geschichte, die sich aus seinem Mund immer noch wie ein Märchen anhört. Vor zehn Jahren begann man in dem Park mit dem Bau eines "chinesischen Gartens". Der gilt inzwischen als einer der schönsten in der Welt - außerhalb von China, versteht sich.
2012 stellte man bei den chinesischen Behörden offiziell den Antrag auf die Aufnahme eine Riesenpanda-Pärchens. Das ist alles andere als eine Formalität: Weil die Tiere akut vom Aussterben bedroht sind - Fachleute schätzen, dass es weltweit nur noch höchstens 2.000 frei lebende Riesenpandas gibt - und im Reich der Mitte fast schon als gottgleich gelten, wachen die Chinesen mit Argusaugen über die wenigen noch lebenden Exemplare. Doch wusste der Tierpark Pairi Daiza offensichtlich zu überzeugen, in Rekordzeit gab es grünes Licht aus Peking.
"Was mich da wirklich traurig gemacht hat, war aber die Tatsache, dass es da gleich schon Diskussionen gab, noch bevor die Tiere überhaupt ihre Reise nach Belgien angetreten hatten", sagt Eric Domb. Vor allem in der flämischen Presse stand der Vorwurf im Raum, Pairi Daiza sei vom damaligen Premier bevorzugt behandelt worden. "Dabei hatten wir als einziger belgischer Zoo einen Antrag gestellt."
Vor knapp zwei Jahren trafen Hao Hao und Xing Hui dann aber doch in Belgien ein - der Beginn einer wirklichen Panda-Mania. Und dann gings quasi nur noch ums eins: Nachwuchs. Die chinesischen Verantwortlichen und die Zoos gehen da Hand in Hand.
"Alles sieht gut aus"
Als es einmal so weit war, lautete dann aber die bange Frage: Wie wird Weibchen Hao Hao mit dem Kleinen umgehen? "Und da waren wir doch sehr erleichtert", sagt Cheftierarzt Tim Bouts. "Alles klappte wunderbar. Trotz der Tatsache, dass Hao Hao zum ersten Mal Mutter geworden ist, hat sie sich gleich perfekt um das Baby gekümmert."
Für den Kleinen ist das aber erst der Anfang eines langen Weges, der gerade bei Riesenpandas ziemlich steinig sein kann. Die Überlebenschancen stehen im Durchschnitt nur bei knapp 50 Prozent. Der Kleine mache sich aber prächtig, und mit 171 Gramm sei er auch schon ein vergleichsweise stattlicher Bursche. Er habe auch schon getrunken. "Das Ganze sieht also eigentlich ganz gut aus", sagt auch Direktor Domb.
Weil noch nicht sicher ist, ob er durchkommt, hat der Kleine auch noch keinen Namen. Sicher ist allerdings doch, dass es im Falle des Falles ein chinesischer Name sein wird. Aber man werde darauf achten, dass auch Belgier ihn aussprechen können, verspricht Domb. Sobald wie möglich will man den Kleinen dem Publikum präsentieren. Ewig wird der Riesenpanda in jedem Fall nicht im Park Pairi Daiza bleiben. Laut Vertrag geht es in vier Jahren nach China.
rop/jp/km - Bild: Benoit Bouchez/Pairi Daiza/AFP