Die Streiks in den Gefängnissen und bei der Nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB dauern an. In beiden Fällen ist vor allem der südliche Landesteil betroffen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga ist im französischsprachigen Landesteil mittlerweile ein Drittel der Züge unterwegs, am frühen Morgen waren es noch deutlich weniger gewesen. In Flandern fahren neun von zehn Zügen.
In der Wallonie hat die sozialistische Gewerkschaft CGSP jetzt auch die Mitarbeiter der Öffentlichen Nahverkehrsgesellschaft TEC zum Ausstand aufgerufen. Bei der SNCB dauert der Streik nun schon fast eine Woche an. Das gab es zuletzt 1986. Bahnchef Jo Cornu rief am Abend die Gewerkschaften zur Besonnenheit auf.
Insbesondere im wallonischen Landesteil scheint die sozialistische CGSP wild entschlossen zu sein, mindestens bis zum Freitag weiterzumachen.
"Die Gewerkschafter sollten vielleicht auch mal an die Reisenden und auch an die Wirtschaft des Landes denken", mahnte aber Bahnchef Jo Cornu in der RTBF. Auch sollten sie nicht vergessen, dass jeder belgische Haushalt pro Jahr 1.000 Euro für die SNCB bezahle. Als Gegenleistung könne man da doch eine gute und verlässliche Dienstleistung erwarten, so Cornu.
An den Maßnahmen zur Erhöhung der Produktivität führe kein Weg vorbei, fügte Cornu hinzu. Ansonsten bleibe der Direktion nichts anderes übrig, als Zugverbindungen zu streichen. Er halte nicht prinzipiell an der Streichung der beiden Ruhetage fest, sagt Cornu. Zur Erinnerung: Daran hatte sich der Streik ja entzündet. Er sei offen für Alternativvorschläge, sagte der Bahnchef, nur müsse das Resultat das gleiche sein.
Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Bahndirektion sollten eigentlich am Mittwochmorgen wieder aufgenommen werden. Sie wurden aber auf den Nachmittag verschoben. Die Gespräche dürften schwierig verlaufen, nachdem bekannt geworden ist, dass die Bahnmitarbeiter, die sich seit Mittwoch an dem wilden Streik beteiligen, mit einer Geldbuße und einer Abmahnung rechnen müssen.
Sabotageakte im wallonischen Schienennetz
Streikende Bahnmitarbeiter waren auf den Gleisen unterwegs oder haben dort Fahnen, Böller und andere Objekte abgelegt, damit die Züge stoppen mussten. Dadurch kommt es zu Problemen bei den wenigen Zügen, die trotz des Streiks fahren. Das hat Infrabel mitgeteilt.
Der Schienennetzbetreiber verurteilte die Sabotageakte als unverantwortlich und und gefährlich und kündigte an, gegen die Verantwortlichen vorzugehen.
belga/rtbf/rop/est/sh - Bild: Philippe François (belga)