Ein spontaner Streik bei der Bahn sorgt für schwere Behinderungen im Zugverkehr. In der Wallonie fahren kaum Züge, in Flandern kommt es zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Hintergrund ist ein sozialer Konflikt bei der SNCB. Konkret geht es um einen „Ausgleichstag“, den die Bahnleitung künftig streichen will. Pendler und Reisende gucken in ganz Belgien in die Röhre.
Wer am Donnerstag eine Reise mit der Bahn geplant hatte, muss also umdisponieren. Grund für den spontanen Streik: die geplante Streichung eines sogenannten "Ausgleichstags" für die Bahnmitarbeiter. Statt 36 Stunden arbeiten die meisten Beschäftigten bei der SNCB 40 Stunden pro Woche. Im Gegenzug erhalten sie dafür Ausgleichstage. Einer dieser Tage soll jetzt aus Spargründen gestrichen werden – und dagegen wehrt sich das Personal.
Unmut bei Pendlern und Studenten
Der unangekündigte Arbeitsausstand wird von den französischsprachigen Gewerkschaften unterstützt. Die flämischen Bahngewerkschaften haben nicht zum Streik aufgerufen – hindern ihre Mitglieder aber auch nicht an der Teilnahme.
Weil für kommenden Dienstag ohnehin ein belgienweiter Bahnstreik geplant war, sorgt die Aktion am Donnerstag für noch mehr Unmut bei Pendlern und Reisenden. Die Studentenverbände in der Französischen Gemeinschaft verurteilten den Streik aufs Schärfste. Es sei unannehmbar, Studenten in der Prüfungsperiode einfach hängen zu lassen. Sie hätten bei einer so kurzfristigen Streikankündigung nicht die Zeit, nach Alternativen zu suchen.
Verkehrsminister François Bellot bedauerte den wilden Streik. Auf politischer Ebene dürfte der Ruf nach einem Minimaldienst im Streikfall wieder lauter werden.
Wallonie: Zwei Drittel der Bahnmitarbeiter beteiligen sich an Streik
Nach Angaben der Gewerkschaften nehmen zwei Drittel der Beschäftigten bei der Bahn in Brüssel und in der Wallonie an dem wilden Streik teil. Der Arbeitsausstand hatte auch Auswirkungen auf den Berufsverkehr. Auf der E40 und der E411 in Richtung Brüssel wurden am Donnerstagmorgen in Flandern bereits 100 Kilometer Stau registriert.
belga/RTBF/alk/cd - Foto: Thierry Roge/BELGA