Neuestes Flugziel ist die kanadische Wirtschaftsmetropole Toronto. Toronto ist nicht nur Kanadas größte Stadt, sondern auch die wichtigste Handelsmetropole des Landes. Wegen der vielen Hochhäuser nennt man die Stadt am Lake Ontario auch das "kleine New York am See". Hierhin fliegt Brussels Airlines jetzt fünf Mal die Woche. Eine neue Langstrecke trotz der hohen Verluste nach den Anschlägen am Brüsseler Flughafen? Die Flucht nach vorn ist wichtig, sagt Airline-Chef Bernard Gustin im BRF-Interview.
"Wir haben eine starke Marke und starke Resultate. Wenn wir jetzt sagen, dass wir wegen Problemen nach den Anschlägen ein Drittel unserer Aktivitäten zurücknehmen, dann kann das nicht sein. Wenn wir Optimismus verbreiten, werden wir stärker sein als vorher."
Trotz des an den Tag gelegten Optimismus: Die Anschläge und ihre Folgen verursachen hohe Kosten. Flugausfälle, Ausweichen auf andere Flughäfen, Rückgang bei den Buchungen: Das alles kostet Brussels Airlines viel Geld. Die Umsatzeinbußen schätzt die Fluggesellschaft derzeit auf etwas mehr als 80 Millionen Euro."Wir haben Umsatzeinbußen im März und April gehabt, aber viel schwieriger zu sagen ist, wie sich das weitere Jahr entwickelt", so Gustin.
Auch der Brüsseler Flughafen, der nach den Terroranschlägen mit einem Passagierrückgang von fast 30 Prozent zu kämpfen hatte, hofft, dass die Passagiere wieder nach Brüssel zurückkehren. Inzwischen ist die Abflughalle wieder offen und die Anzahl Fluggäste deutlich gestiegen. Auch das Einchecken verläuft wieder ganz normal. Trotzdem bleibt die Lage angespannt.
Erst die Bomben im Terminal, dann der Streik der Fluglotsen, die langen Warteschlangen wegen der Vorkontrollen und die wilde Streikaktion einiger Gepäckabfertiger. Das weckt bei ausländischen Fluggesellschaften und auch bei Passagieren nicht gerade Vertrauen.
Es sei wichtig, dass schnell wieder Ruhe am Brussels Airport einkehre, sagt Flughafen-Chef Arnaud Feist. Ausländische Airlines verlangten jetzt Stabilität und an diesem Ziel sollten alle gemeinsam arbeiten – Arbeitgeber wie Arbeitnehmer.
Größter Anteilseigner der Betreibergesellschaft des Brüsseler Flughafens ist der Pensionsfonds OTPP, der die Spareinlagen kanadischer Lehrer langfristig anlegt. Trotz der Anschläge hält der Fonds an seiner Investition fest. Der Brüsseler Flughafen habe eine große Zukunft vor sich, sagt Luke Bugeja von der Investitionsgesellschaft. Wegen seiner guten Lage und des großen Kundenpotentials sei er weiterhin eine attraktive Anlage.
Nach Toronto mitgereist ist auch der für Außenhandel zuständige Staatssekretär Pieter De Crem (CD&V). Mit seiner Wirtschaftsdiplomatie ermöglicht er Brussels Airlines und dem Flughafen Treffen mit der kanadischen Regierung. "Das ist meine wichtige Rolle: Privatbetrieben Kontakte zu Politikern zu geben,um zu sehen, wie man zusammenarbeiten kann", sagt De Crem.
Knapp zwei Monate nach den Anschlägen bleibt die Lage für Belgiens Luftfahrt, die mitten ins Herz getroffen wurde, schwierig. Brussels Airlines verliert aber nicht den Mut. Und denkt nach Toronto schon an das nächste Langstreckenziel. Im Gespräch ist das indische Mumbai. Nach Europa, Afrika und Amerika wäre das das erste asiatische Ziel im Netzwerk der Airline.
Alain Kniebs - Bild: BELGA