Seit Mittwochmorgen laufen die Kontrollen am Flughafen Brüssel nach einem anderen System ab. Die langen Wartezeiten vor dem Check-In sind dadurch deutlich reduziert worden. Zwar stehen vor dem Flughafengebäude noch immer die Zelte für die Sicherheitskontrollen, es wird aber nicht mehr jeder Passagier gründlich überprüft.
Flughafen, Innenministerium und Polizeigewerkschaften haben sich auf ein neues Verfahren verständigt, das deutlich effektiver sein soll. Innenminister Jan Jambon fasst es so zusammen: "Nicht jeder wird kontrolliert werden, aber jeder muss damit rechnen." Und so funktioniert das neue System: Die Polizei überwacht die ankommenden Passagiere und pickt sich einerseits nach dem Zufallsprinzip Personen heraus, um deren Ausweis und Gepäck zu kontrollieren. Andererseits nehmen die Beamten aber auch all diejenigen unter die Lupe, die verdächtig aussehen oder sich so verhalten.
"Es gibt sichtbare Kriterien, die ermöglichen Menschen, gezielt herauszufischen, wie das Verhalten", erklärt Wachdienst-Ausbilder Steven Janssens. Etwa, wenn jemand viel schwitzt, nervös ist, merkwürdig aussieht oder ein verdächtiges Gepäckstück mit sich führt. Es gebe aber noch andere Merkmale, nach denen die Polizei Ausschau hält. Welche das sind, will der Innenminister nicht verraten. Es wäre nicht besonders clever den Terroristen auf die Nase zu binden, wonach die Polizisten Ausschau halten, so Jambon. Er versichert aber, dass das Profiling nicht nach ethnischen Merkmalen durchgeführt wird. Sprich: Dunklere Hautfarbe und ein islamisches Gewand allein reichen nicht, um automatisch herausgezogen zu werden.
An US-amerikanischen Flughäfen wird das "Profiling"-Verfahren seit den Anschlägen vom 11. September 2001 angewandt, in Israel bereits seit Jahrzehnten. Israelische Sicherheitsexperten hatten den belgischen Behörden vergangene Woche wertvolle Einblick in ihre Methoden gewährt.
Die langen Warteschlangen sind dank der Umstellung verschwunden. Den Weg von Parkhaus bis zum Gate haben etliche Fluggäste heute in weniger als 30 Minuten zurückgelegt. So wie vor den Anschlägen auch in Zaventem üblich. Lediglich bei der Gepäckaufgabe kommt es zu Verzögerungen, weil offenbar nicht genügend Schalter zur Verfügung stehen. Viele Fluggäste kommen aus Vorsicht früher zum Flughafen als empfohlen, was zu einem erhöhten Andrang an den Schaltern führt.
Nach den neuen Kontrollrichtlinien rät der Brüsseler Flughafen den Reisenden, für Flüge im Schengen-Raum zwei Stunden vor dem Abflug zu erscheinen, für Flüge außerhalb des Schengen-Raums drei Stunden. Das seien die Fristen, die auch vor dem Anschlag galten.
belga/vrt/alk/fs/sh - Bild: Eric Lalmand/BELGA