"Das hatte gerade noch gefehlt", wird sich wohl so mancher gedacht haben. Weil ihnen eine neue Pensionsregelung nicht gefällt, hat sich am Abend plötzlich eine Reihe von Fluglotsen "krank" gemeldet.
Belgocontrol drehte daraufhin nur noch mit einer Notbesetzung. Allein nach 17 Uhr mussten fast 100 Flüge gestrichen werden, einige wurden auf ausländische Flughäfen umgeleitet.
Die Gewerkschaft CSC hatte die neue Ruhestandsregelung verworfen. Demnach soll das Rentenalter für die Fluglotsen auf 58 Jahre angehoben werden, damit verbunden sind aber zusätzliche Urlaubstage und auch eine Prämie.
Die wilde Protestaktion sorgte für einen Sturm der Entrüstung. "Unverantwortlich!", tobte der Verband der fünf größten europäischen Airlines und auch der flämische Arbeitgeberverband (Voka). Zwar hat der Streik der Fluglotsen auch Auswirkungen auf die Regionalflughäfen, für Zaventem kommt der Streik aber zur Unzeit. Der Brussels Airport erholt sich gerade erst mehr schlecht als recht von den Anschlägen vom 22. März.
Die belgische Fluggesellschaft Brussels Airlines kündigte bereits an, dass auch am Mittwoch wieder mindestens 50 Flüge annulliert werden. Dabei geht es ausschließlich um innereuropäische Flüge. Die Sprecherin des Brussels Airport empfiehlt den Fluggästen, sich beim Flughafen oder ihrer Gesellschaft vorab zu informieren.
Fluglotsen-Gilde als Schuldige?
Belgocontrol richtete einen Aufruf an die beiden großen Gewerkschaften. Sie hatten versprochen, während der Sozialverhandlungen keine Aktionen zu starten, und diese Zusage auch eingehalten. CGSP und CSC sollen ihre Mitglieder bitten, als Ersatz für die streikenden Kollegen einzuspringen.
Hinter dem Streikaufruf wird die Fluglotsen-Gilde vermutet. Die Vereinigung soll ihre Mitglieder dazu aufgefordert haben, sich in großer Anzahl krank zu melden. Belgocontrol hat angekündigt, Vertrauensärzte einzusetzen, um die Krankmeldungen zu überprüfen. Die Fluglotsen-Gilde vertritt 80 der insgesamt 280 Belgocontrol-Fluglotsen.
ACI Europe über scharfe Kritik
Der Dachverband der europäischen Flughäfen (ACI Europe) verurteilte den wilden Streik am Brüsseler Flughafen mit ungewöhnlich scharfen Worten. Der Verband wirft den streikenden Fluglotsen Respektlosigkeit gegenüber dem gesamten Luftfahrtsektor vor. Den Flugverkehr nur zehn Tagen nach der Wiedereröffnung nach den Attentaten im März praktisch lahmzulegen bedeute, der belgischen Bevölkerung mutwillig Schaden zuzufügen.
Der Dachverband rief die Föderalregierung dazu auf, alle Möglichkeiten zu ergreifen, um die Flugsicherung rasch wieder operationell zu machen.
rop/sh - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA
Streikrecht in Ehren, aber diesen gerade in diesem schwierigen Augenblick machen gleicht bei mir eindeutig einer geschmacklosen Erpressung!!!