Im März 2016 wurden 1.374 Asylanträge gezählt - eine fast schon rekordverdächtig niedrige Zahl von Asylbewerbern. In letzter Zeit war man ganz andere Zahlen gewöhnt: Im September 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, wurden innerhalb eines Monats fünf Mal so viele Anträge auf Bleiberecht registriert - fast 7.000.
Das dürfte erst einmal so niedrig bleiben, glaubt Asyl-Staatssekretär Theo Francken. Mazedonien habe angekündigt, seine Grenze zu Griechenland mindestens bis Ende des Jahres geschlossen zu halten. Damit bleibe also die Balkanroute erst einmal dicht. Eben über diesen Weg seien schließlich in den letzten Monaten die meisten Flüchtlinge nach Westeuropa gelangt. Natürlich gebe es auch andere Routen, etwa über Libyen. Allerdings sei nicht zu erwarten, dass es über diesen Weg vergleichbar hohe Flüchtlingszahlen geben werde.
Resultat ist jedenfalls, dass die Auslastung der Erstauffangstrukturen spürbar abnehme. Im Augenblick sind die Flüchtlingsheime insgesamt nur noch zu rund 85 Prozent belegt. Wenn dieser Trend andauere, dann würden wohl schon bald die ersten Plätze abgebaut, also Asylbewerberheime geschlossen. Das sei in jedem Fall seine Absicht, sagt Theo Francken.
Wohnungssuche
Für viele der bisherigen Bewohner dieser Flüchtlingsheime beginnt derweil ein neues Kapitel. All diejenigen, die ein Bleiberecht in Belgien bekommen haben, gehen jetzt natürlich auf Wohnungssuche. Und das dürfte nicht immer so einfach sein - Wohnraum ist bekanntlich knapp. Vor diesem Hintergrund lancierte der Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Jozef De Kesel, jetzt einen bemerkenswerten Aufruf: Jeder, der etwa über eine leerstehende Wohnung verfüge –ob nun Privatleute oder auch Kirchenfabriken-, möge bitte Kontakt zu einer Sozialen Immobilienagentur aufnehmen.
Dieser Aufruf ergehe auch an Menschen, die Wohnungen vermieten, sagt Jozef De Kesel. Wer das über eine soziale Immobilienagentur mache, der bekomme vielleicht weniger Miete, aber der sei sicher, dass seine Wohnung einem guten Zweck diene. Mit diesen Agenturen könne man auch vereinbaren, dass die Wohnung prioritär an Asylanten vergeben werde, so der Erzbischof von Mechelen -Brüssel. Das alles, nur um zu sagen: Es gibt viele Möglichkeiten, einen konkreten Beitrag zu leisten.
Roger Pint - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA